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You are here: The Platypus Affiliated Society/Die deutschsprachige Platypus Review

Die Platypus Review

Ein Interview mit der Initiative Demokratische Arbeitszeitrechnung (IDA) aus Berlin ĂŒber die Geschichte der RĂ€tebewegung, basisdemokratisches Wirtschaften und konkrete Utopien
Es gibt nicht wenige linke Zeitgenossen, die der ab den 90er Jahren aufkommenden „antideutschen“ Strömung theoretische wie praktische Leistungen attestieren wollen. Demnach sei zwar manches verkehrt gelaufen, aber „Antideutsche“ hĂ€tten grundsĂ€tzlich zu einer Erneuerung der Linken und zu wesentlichen Korrekturen linker Fehler beigetragen. Der Autor der folgenden Reflexionen sieht dies vollkommen anders.
Am 2. August 2024 veranstaltete die Platypus Affiliated Society eine Podiumsdiskussion mit Detlef zum Winkel (Autor), Justus WertmĂŒller (Redaktion Bahamas), Jan Sander (Platypus Affiliated Society) und Jan Kalk (Gesellschaft fĂŒr kritische Bildung) an der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin zum Thema: Was waren die Antideutschen? Aufgrund der beschrĂ€nkten Zeichenzahl der deutschsprachigen Platypus Review in Print wird das Transkript dort in zwei Teilen veröffentlicht. Im Folgenden wird der erste Teil mit den Eingangsstatements und der anschließenden Antwortrunde der Diskutanten zu lesen sein. Der zweite Teil des Transkript enthĂ€lt die Fragerunde und erscheint in der Ausgabe 35 der deutschsprachigen Platypus Review (Januar/Februar 2025).

Zielsetzung

Überblickt man das Universum der verschiedenen Positionen und Ziele, die linke Politik heute ausmachen, so wird man
den beunruhigenden Verdacht nicht los, dass sich hinter der scheinbaren Vielfalt eine grundlegende Gemeinsamkeit verbirgt:
Was heute existiert, wurde auf den TrĂŒmmern dessen errichtet, was einst möglich war.
[ . . . ]

Richtlinien zur Einsendung von BeitrÀgen

Artikel in der Platypus Review haben normalerweise eine LĂ€nge von 5000–40.000 Zeichen (mit Leerzeichen), lĂ€ngere BeitrĂ€ge können auch berĂŒcksichtigt werden. FĂŒr entsprechende Anfragen und BeitrĂ€ge bitte eine Email an die.platypus.review@gmail.com senden.

Chefredakteur

Tobias Rochlitz

Korrektorinnen und Korrektoren

Jim Igor Kallenberg

Thuy Linh Pham

Jonas Reiber

Florian Piffl

Designer

Max HörĂŒgel

Jakob Trescher

Web-Editor

Lucas Burisch

Social Media Editor

Jonas Reiber

Versand

David Ewert

FrĂŒhere Ausgaben

Ausgabe #33 (September/Oktober 2024)

Meine wichtigsten Lehrer im Marxismus waren die Spartacist League, Adolph Reed und Moishe Postone – Theodor Adorno war durch seine Schriften, auf die mich Reed aufmerksam machte, als wir uns trafen, nachdem ich mein Studium in Chicago abgeschlossen hatte, ebenfalls ein entscheidender Lehrer. Die Überschrift des vorliegenden Essays ist eine Hommage an Adolphs Text „Paths to Critical Theory“, der seine politische und theoretische Bewusstwerdung erzĂ€hlt.
Der Kern des Angriffs des SYC-Flugblatts gegen Platypus ist die LĂŒge, dass die Platypus Affiliated Society den US-Einmarsch in den und die US-Besatzung des Irak unterstĂŒtze. Diese LĂŒge wird dann mit verschiedensten Unterstellungen und Anspielungen zu untermauern versucht, ein sehr schĂ€biges Kartenhaus, das aufzubauen eine reine Zeit- und Energieverschwendung war.
Der vorliegende Text wurde vom Spartacus Youth Club (SYC), der Jugendorganisation der Spartacist League/US (Internationale Kommunistische Liga/Vierte Internationalisten), in Form eines Flugblatts am 6. November 2007 im Rahmen der von Platypus am School of the Art Institute of Chicago organisierten Podiumsdiskussion "The 3 Rs: Reform, Revolution, and ‚Resistance‘: The Problematic Forms of ‚Anticapitalism‘ Today", sowie am 12. November 2007 an der University of Chicago verteilt.
Platypus hat sich der Wiederöffnung verschiedener historischer Fragen der Linken verschrieben, um diese Geschichte „gegen den Strich“ zu lesen (wie Benjamin es in seinen 1940 verfassten „Thesen zur Geschichtsphilosophie“ formulierte), und versucht, vergangene Momente der Niederlage und des Scheiterns der Linken nicht als gegeben hinzunehmen, sondern vielmehr in ihrem unerfĂŒllten Potenzial zu erfassen. Dabei betrachten wir die Gegenwart nicht als Produkt historischer Notwendigkeit, sondern als das, was geschah und nicht hĂ€tte geschehen mĂŒssen.
Am 9. November 2023 veranstaltete das Chapter der Platypus Affiliated Society an der University of Chicago ein von Pamela Nogales gehaltenes Teach-in zu Moishe Postones Essay „Geschichte und Ohnmacht“ (2006) und zu den UrsprĂŒngen von Platypus. Es folgt eine editierte, ĂŒberarbeitete und erweiterte Version ihres Vortrags.

Ausgabe #32 (Juli/August 2024)

Michael Sappir war von 2022 bis 2023 Redaktionsleiter der SDS-Zeitung critica und MitbegrĂŒnder des JĂŒdisch-israelischen Dissens Leipzig. Zusammen mit Lena Obermaier ist er Co-Host vom Podcast Parallelwelt PalĂ€stina.
Wie sollte die Linke die gegenwĂ€rtige Krise im Nahen Osten, ihre UrsprĂŒnge und ihre historische Bedeutung verstehen? Welche positive oder negative Rolle hat die Linke bei der Gestaltung dieser VerhĂ€ltnisse gespielt? Gibt es eine linke Alternative zur gegenwĂ€rtigen Eskalation des Blutvergießens? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Was sind die Ziele der Linken im Nahen Osten im weiteren Sinne? Wie verhalten sich diese zu den Aufgaben, vor denen die Linke hier steht? Kann eine Befreiung PalĂ€stinas erreicht werden? Wenn ja, auf welchem Weg?
Die Umrisse des heutigen Nahen Ostens sind von einem Triptychon aus Völkermord und ethnischen SĂ€uberungen geprĂ€gt, das Mitte des 20. Jahrhunderts Gestalt annahm. Der erste Teil dieses Triptychons besteht aus dem „Holocaust“ („Schoa“ auf HebrĂ€isch, „Churbn“ auf Jiddisch), der systematischen Ermordung von etwa zwei Dritteln der europĂ€ischen Juden durch die Nazis zwischen 1941 und 1945. Der zweite Teil besteht aus der ethnischen SĂ€uberung PalĂ€stinas durch die Zionisten zwischen 1947 und 1949, der „Nakba“. Der dritte Teil schließlich, der keine allgemeingebrĂ€uchliche Bezeichnung hat, besteht aus der Vertreibung hunderttausender mizrachischer Juden aus den arabischen LĂ€ndern. Diese verschlug es grĂ¶ĂŸtenteils nach Israel, wo sie den zionistischen Staat auf entscheidende Weise stĂ€rkten, obwohl sie vielfach rassistischer Diskriminierung durch aschkenasische Juden ausgesetzt waren. Jede einzelne dieser Katastrophen war nicht nur das Ergebnis des Scheiterns der Linken, sondern ebnete auch den Weg fĂŒr weitere Niederlagen.
Was die Nazis den Juden antaten, war unsagbar: die Sprachen hatten kein Wort dafĂŒr, denn selbst Massenmord hĂ€tte gegenĂŒber dem Planvollen, Systematischen und Totalen noch geklungen wie aus der guten alten Zeit des Degerlocher Hauptlehrers. Und doch mußte ein Ausdruck gefunden werden, wollte man nicht den Opfern, deren es ohnehin zu viele sind, als daß ihre Namen erinnert werden könnten, noch den Fluch des Nicht gedacht soll ihrer werden antun. So hat man im Englischen den Begriff genocide geprĂ€gt.

Ausgabe #31 (Mai/Juni 2024)

Es gibt zwei zu unterscheidende und als eine Funktion von Politik zu verstehende Konzeptionen des VerhĂ€ltnisses zwischen Gesellschaft und Staat. Zum einen die liberal-progressive Perspektive, zum anderen die marxistische. Aus liberal-progressiver Sicht ist der Staat eine positive Kraft, die von der demokratischen Gesellschaft genutzt werden kann, um in der Gesellschaft auftretende Probleme anzugehen. FĂŒr Marx hingegen entspringt der Staat aus der Gesellschaft, um einen Widerspruch in der Gesellschaft zu managen, den sie selbst nicht mehr zu bewĂ€ltigen imstande ist: Er bezeichnete diesen Widerspruch als Industrie.
Mario Candeias ist Politikwissenschaftler, seit 2012 Mitglied der Linkspartei und war von 2013 bis 2023 Direktor des Instituts fĂŒr Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin.Das Interview wurde von Platypus-Mitglied Benedikt Heudorfer am 18. September 2023 gefĂŒhrt. Es folgt eine gekĂŒrzte und editierte Version des GesprĂ€chs.
In der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion haben sich, beginnend mit der industriellen Revolution, zwei widersprĂŒchliche Tendenzen herausgebildet: einerseits die zunehmende Automatisierung, wodurch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verringert wird; andererseits die Verzweiflung der Menschen aufgrund ihres ÜberflĂŒssigwerdens als Arbeiter.
Ein GesprĂ€ch mit Thomas von der Osten-Sacken ĂŒber das VerhĂ€ltnis von bĂŒrgerlicher und sozialistischer Revolution und die Bedeutung des marxistischen Imperialismus-Begriffs heute. Thomas von der Osten-Sacken ist Journalist und hat fĂŒr Konkret, Jungle World und Welt geschrieben.

Ausgabe #30 (MĂ€rz/April 2024)

Wie die Gewerkschaftsbewegung im Zweiten Deutschen Kaiserreich können heutige intersektionale Bewegungen die Selbstorganisation von Marginalisierten bewerkstelligen, die sich dadurch ihrer Marginalisierung entledigen können. Das Motto von Platypus lĂ€sst sich so wie folgt reformulieren: Nicht die Linke ist tot, bloß der Marxismus.
Der Ursprung alles menschlichen Lebens ist die SexualitÀt und alle Geschichte ist die Geschichte von KlassenkÀmpfen. Aber als wissenschaftlicher und politischer Begriff ist SexualitÀt ebenso wie Sozialismus und Marxismus ein Produkt der Moderne. Das Teach-in will der Frage nachgehen, wie Marxistinnen und Marxisten seitdem das VerhÀltnis von sexueller Befreiung und sozialistischer Revolution beurteilten und charakterisieren.

Ausgabe #29 (Januar/Februar 2024)

Mit ihrem GrĂŒndungsdatum am 3. November 1918 zĂ€hlt die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) in Bezug auf ihre organisatorische KontinuitĂ€t zu den heute Ă€ltesten kommunistischen Parteien der Welt. Durch ihren international diskutierten Wahlerfolg bei der letzten Gemeinderatswahl der steirischen Landeshauptstadt Graz im September 2021 sowie durch den beim letzten Parteitag im Juni 2021 beschlossenen FĂŒhrungswechsel stellen sich erneut Fragen und Probleme in Bezug auf die Bedeutung der 103-jĂ€hrigen Parteigeschichte fĂŒr ihre Gegenwart und Zukunft. 30 Jahre nach dem offiziellen Zerfall der Sowjetunion lĂ€dt Platypus Wien zur Diskussion folgender Fragen: Was ist die KPÖ und was kann aus ihr noch werden? Ist dies ein Moment des Fortschritts im Kampf um den Sozialismus? Wenn ja, was wĂŒrde das bedeuten? Welche Lehren können – wenn ĂŒberhaupt – aus ihrer eigenen Geschichte gezogen werden?
Die aktuellen Debatten um die FĂŒhrung der SPÖ – angeheizt durch die Kandidatur von Andreas Babler, der Hoffnungen von linken AktivistInnen auch außerhalb der SPÖ weckt – fĂŒhrten in den letzten Wochen zu tausenden neuen Parteieintritten und rufen Erinnerungen an prĂ€gende Momente der Millennial Linken wach. In den Sinn kommen die erste Kandidatur von Bernie Sanders in den USA oder die Wahl von Jeremy Corbyn zum Vorsitzenden der britischen Labour Party 2015. Corbyn, Sanders, Babler? WĂ€hrend sich nun nach den Millennials eine neue Generation auf der Linken zu politisieren beginnt, möchte die Platypus Affiliated Society folgende Fragen diskutieren: Welche Chance wĂŒrde ein Wahlsieg Bablers fĂŒr die Linke eröffnen? Inwiefern wĂ€re eine Kandidatur Bablers vergleichbar mit sich selbst als sozialistisch verortenden Politikern wie Bernie Sanders und Jeremy Corbyn in den letzten Jahren? Was haben wir von ihnen gelernt? Welche Rolle spielt die SPÖ fĂŒr den nĂ€chsten notwendigen Schritt im Kampf um den Sozialismus?
Jakob Hundsbichler ist aktuell politischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer der österreichischen linken Jugendorganisation Junge Linke, die eng mit der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) zusammenarbeitet. DarĂŒber hinaus ist er Mitglied des Landesvorstandes der KPÖ Tirol.

Ausgabe #28 (November/Dezember 2023)

Der politische Aufstieg der GrĂŒnen seit den 1980er-Jahren ist Ausdruck der Etablierung bestimmter sozialer, hĂ€ufig als links verstandener Anliegen in weiten Teilen der Gesellschaft: Umweltschutz, Rechte sexueller Minderheiten, Feminismus. Angesichts der Tatsache, dass sich die GrĂŒnen in historischer Nachfolge der Neuen Linken grĂŒndeten, stellt sich heute unweigerlich die Frage, ob ihr politischer Aufstieg Fortschritt oder Regression, gar einen Sieg oder eine Niederlage fĂŒr die Linke bedeutet.
Unter dem Titel „Was ist eine Partei fĂŒr die Linke?“ lud die Platypus Affiliated Society am 22. Juni 2023 zu einer Diskussionsveranstaltung in die Berliner Humboldt-UniversitĂ€t ein. Bemerkenswert auf dem Podium war Stefan Schneiders (Klasse gegen Klasse) Bezug auf eine Schrift von Leo Trotzki im Exil, in der dieser sehr richtig dafĂŒr plĂ€dierte, sich mit Blick auf die Französische Revolution auf deren fortschrittlichste Traditionen zu beziehen – also nicht auf Napoleon, der die Französische Revolution beendet hatte wie Stalin die Oktoberrevolution. Doch dann fĂ€llt Trotzki als fortschrittlichster Teil der Französischen Revolution jener Jakobiner-Konvent ein, der eine Interessenvertretung des BĂŒrgertums war und die Selbstorganisation der Plebejer, der VorlĂ€ufer des Proletariats, unterdrĂŒckte.

Ausgabe #27 (September/Oktober 2023)

Am 08.09.2022 veranstaltete die Platypus Affiliated Society im Rahmen ihrer V. European Conference in Wien eine Podiumsdiskussion mit Vera (Der Funke/International Marxist Tendency), Frieder Otto Wolf (Philosoph und Politikwissenschaftler) und Lars Quadfasel (Hamburger Studienbibliothek) zum Thema: Was ist das Kritische an der Kritik der politischen Ökonomie? Was ist bĂŒrgerliche politische Ökonomie und warum entwickelt Marx eine Kritik an ihr? Wie verhĂ€lt sich diese Kritik an der politischen Ökonomie zu seiner Kritik des Sozialismus? Was ist das spezifisch Politische daran? Inwiefern ist seine Kritik an der politischen Ökonomie dialektisch? Inwiefern lĂ€sst sich durch eine RĂŒckkehr zu Marxens Kritik der politischen Ökonomie der Kampf um den Sozialismus heute re-aktualisieren?
Bernd Riexinger war von 2012 bis 2021 einer der beiden Vorsitzenden der Linkspartei. Als Gewerkschafter organisierte er die Proteste gegen die Agenda 2010 mit und war ein GrĂŒndungsmitglied der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG). Er hat BĂŒcher und Artikel zu den Themen linker Green New Deal und neue Klassenpolitik publiziert. Das Interview wurde von Platypus-Mitglied Salim A. am 20. August 2021 gefĂŒhrt. Es folgt eine gekĂŒrzte und editierte Version des GesprĂ€chs.
Kaum ein Klischee ĂŒber die Kritische Theorie erhĂ€lt sich in so vielfĂ€ltigen Formen, wie die angebliche Absage an eine weltverĂ€ndernde Praxis. Vom Elfenbeinturm oder der Veranda des berĂŒhmt-berĂŒchtigten „Grand Hotel Abgrund“ aus habe die Frankfurter Schule, so etwa, um nur die alte Spielart dieser Kritik bei Georg LukĂĄcs zu nennen, zwar schonungslose Gesellschaftskritik geĂŒbt, zugleich aber eine revolutionĂ€re Perspektive hin zu einer befreiten Welt ausgeschlossen.

Ausgabe #26 (Juli/August 2023)

Die „Linke“ hat sich angesichts der Ukraine entlang der Frage zerstritten, welchen kapitalistischen Politikern sie im gegenwĂ€rtigen Konflikt nacheifern und hinterherlaufen soll, wobei sie in ihrer ĂŒblichen Manier ĂŒbermĂ€ĂŸiger Sportbegeisterung johlend am Spielfeldrand steht. Manche innerhalb der „Linken“ haben sich hinsichtlich Russlands „MilitĂ€roperation zur Entnazifizierung“ der Ukraine als „Antifaschisten“ positioniert – ob aufseiten der Ukraine oder aufseiten Russlands. Andere innerhalb der „antiimperialistischen Linken“ lecken sich die Finger in der Hoffnung auf eine neue Antikriegsbewegung, die aus Angst davor, dass Kritik an der Biden-Regierung die ansonsten unvermeidliche RĂŒckkehr Trumps als US-PrĂ€sident befördern könnte, nicht entstehen wird: Die „Linke“ in all ihren Spielarten wird wie immer dem Bedarf der US-amerikanischen Demokratischen Partei entsprechend ein- und ausgeschaltet.
Im Zuge der russischen Invasion der Ukraine haben manche auf der Linken versucht, die gegenwĂ€rtige Krise durch Bezugnahme auf Imperialismus und nationale Selbstbestimmung sowie mittels der Rolle marxistischer RevolutionĂ€re wie Lenin im Ersten Weltkrieg zu verstehen. Wie sollte die Linke die gegenwĂ€rtige Krise in der Ukraine verstehen? Welche Bedeutung haben diese Begriffe – Imperialismus, Antiimperialismus und nationale Selbstbestimmung – fĂŒr die Linke heute? Wie denken wir heute ĂŒber den Slogan, den imperialistischen Krieg in einen BĂŒrgerkrieg zu verwandeln, vor dem Hintergrund der Abwesenheit einer internationalen Linken nach?

Ausgabe #25 (Mai/Juni 2023)

Einige der grĂ¶ĂŸten Proteste des letzten Jahrzehnts hatten prĂ€figurativen Charakter. Darunter Occupy und die Indignados-Bewegung (2011), die französischen zones Ă  dĂ©fendre (ZAD, 2011–18), die Gezi-Park-Proteste in Istanbul (2013), die Regenschirm-Bewegung in Hongkong (2014), die französische Versammlungsbewegung Nuit debout (2016), die Dakota Access Pipeline-Proteste in Standing Rock (2016) und die Capitol Hill Autonomous Zone in Seattle (2020). Hinzu kommen die von Gruppen wie Extinction Rebellion und Ende GelĂ€nde organisierten Klimacamps. Die meisten dieser Proteste nahmen die Form einer Besetzung an und errichteten semi-permanente Protestcamps. Diese Camps dienten einem praktischen Zweck – sie ermöglichten es den Protestierenden, ihren Protest aufrechtzuerhalten –, aber sie dienten auch als Modell fĂŒr eine alternative Gemeinschaft mit ihren eigenen Codes und Werten.
Karl Wimmler, Jahrgang 1953, aufgewachsen in Liezen (Steiermark), studierte Germanistik und Geschichte und war in den 1970er-Jahren in linken Organisationen tĂ€tig. Er lebt in Graz als freier Autor und Mitarbeiter von CLIO (Verein fĂŒr Geschichts- und Bildungsarbeit). Das Interview wurde von Platypus-Mitglied Andreas Wintersperger am 12.11.2022 gefĂŒhrt. Es folgt eine gekĂŒrzte und editierte Version des GesprĂ€chs.

Weitere Ausgaben

Ausgabe #24 (MĂ€rz/April 2023)
"Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache im postfeudalen Zeitalter", "Hegels Dialektik: NichtidentitÀt, Widerspruch und Freiheit"
Ausgabe #23 (Januar/Februar 2023)
"Frontal gegen die VerhĂ€ltnisse", "Wo bleibt die Forderung nach dem erfĂŒllten Leben?", "Gender und die Linke"
Ausgabe #22 (November/Dezember 2022)
"Psychoanalyse und Marxismus", "Die unsterbliche, unerschöpfliche Imagination als Quelle der Utopie"
Ausgabe #21 (September/Oktober 2022)
"Die Diktatur des Proletariats und der Tod der Linken", "Was ist die Linkspartei?"
Ausgabe #20 (Juli/August 2022)
"Rosa Luxemburg in der strategischen Falle", "Der Marxismus der Rosa Luxemburg"
Ausgabe #19 (Mai/Juni 2022)
"Politik in den offenen Raum der Geschichte hinein", "Deutlich wurde: Die Sieger von 1989 waren doch nicht so erfolgreich", "Antifaschismus und die Linke"
Ausgabe #18 (MĂ€rz/April 2022)
"Was ist das Erbe der KPD?"
Ausgabe #17 (Winter 2021/22)
"Zur Rekonstruktion revolutionĂ€rer Theorie bei Hans-JĂŒrgen Krahl", "Das Scheitern der Antideutschen", "Wenn du die Risse im System nicht erkennst, lĂ€ufst du gegen die Wand"
Ausgabe #16 (Herbst 2021)
"Das Erbe von 1989", "Die frĂŒhen Antideutschen und die Arbeiterklasse"
Ausgabe #15 (Sommer 2021)
"Einen roten Stern gebĂ€ren!", "Vom Nutzen und Nachteil Nietzsches fĂŒr die Linke"
Ausgabe #14 (November 2020)
"Lenins Verteidigung des naturwissenschaftlichen Materialismus", "Kritischer Autoritarismus", "Wir mĂŒssen erstmal heilen"
Ausgabe #13 (Sommer 2020)
"Warum nicht nochmal Trump?", "Die Krise des Neoliberalismus"
Ausgabe #12 (FrĂŒhjahr 2020)
"50 Jahre 1968", "Durchs Material der Welt hindurchgetrieben"
Ausgabe #11 (Winter 2019)
"#MeToo und die Sex-Panik der Millennials", "Keine Freiheiten im kritischen Sinne", "Transgender-Befreiung? Eine Bewegung, deren Zeit abgelaufen ist"
Ausgabe #10 (Winter 2018)
"Althussers Marxismus", "Die Administration des Widerstands. Zum Verlust des Politischen im 20. Jahrhundert", "Klassenbewusstsein (aus einer marxistischen Perspektive) heute"
Ausgabe #9 (Sommer 2018)
"Ein Marxist in der Gewerkschaft", "Was ist Sozialismus?"
Ausgabe #8 (Sommer 2018)
"Den ganzen Ballast einer missglĂŒckten Geschichte abwerfen", "Flaschenpost statt Scheinrevolution", "Chris Cutrone: 1917-2017"
Ausgabe #7 (FrĂŒhjahr 2018)
"Podium: 1917-2017", "Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman. Vom möglichen Gelingen der Russischen Revolution" (Auszug)
Ausgabe #6 (Herbst 2017)
"Revolutionen heute sind anders", "In 120 Jahren sind wir kein StĂŒck vorangekommen", "Der Fortschritt der bĂŒrgerlichen Gesellschaft muss verteidigt werden", "KĂ€mpfen statt Verwalten"
Ausgabe #5 (Sommer 2017)
"Politik jenseits der Utopie", "Brauchen wir eine linke Einheit?"
Ausgabe #4 (FrĂŒhjahr 2017)
"Trotzkis Theorie der Kunst", "Die Ruhelosigkeit utopischer Sehnsucht"
Ausgabe #3 (Winter 2016)
"Was ist die EuropĂ€ische Union - sollten wir dagegen sein?", "Horkheimer ĂŒber Lenins 'Empiriokritizismus'"
Ausgabe #2 (Sommer 2016)
"Was war neu an der 'Neuen Linken'?", "Das unvollendete Projekt der modernen Revolutionsgeschichte. Zu Axel Honneths Versuch einer Aktualisierung des Sozialismus"
Ausgabe #1 (FrĂŒhjahr 2016)
"Die Politik der Kritischen Theorie"