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Dieses Jahr markiert das 50. Jubiläum der Ereignisse des Mai 1968. Deshalb laden wir Euch ein an unserem 6 wÜchigen Lesekreis ßber die Neue Linke teilzunehmen.

Zwischen unserer Gegenwart und 1968 liegen mittlerweile mehr Jahre, als zwischen der Russischen Revolution von 1917 und den Ereignissen von 1968. Eingeleitet von einer Neuen Linken, welche sich von der in den 1920er und 30er Jahre aufgekommenen Alten Linken abzugrenzen versuchte, gaben die monumentalen Ereignisse des Jahres 1968 den Ton fßr alles an, was wir bis heute kennen: von der Protestpolitik bis zur akademischen Linken. Wir verspßren die Dringlichkeit der Frage: : Welche Lehren kÜnnen wir aus der Neuen Linken ziehen, während eine neue Generation das Unterfangen auf sich nimmt, eine Linke fßr das 21. Jahrhundert aufzubauen?

Der Lesekreis findet zu den angegebenen Terminen um 17 Uhr im Raum K3 im Studierendenhaus am Campus Bockenheim statt.


• vorausgesetzte / + zusätzliche texte


Woche 1 – 27.02.2018: Einführung in die Neue Linke: Neue Formen der Unzufriedenheit?

"It is with [the] problem of agency in mind that I have been studying the intellectuals. . . . [I]f we try to be realistic in our utopianism — not fruitless contradiction — a writer on the Left today must begin there. For that is what we are, that is where we stand."

— C. Wright Mills (1960)

„Die fortschreitende eindimensionale Gesellschaft verändert das Verhältnis zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen. Vor dem Hintergrund der phantastischen und wahnwitzigen Aspekte ihrer Rationalität wird der Bereich des Irrationalen zur Stätte des wirklich Rationalen — der Ideen, die »die Kunst des Lebens befördern« können.“

— Herbert Marcuse (1964)

"Bis jetzt bleibt der Begriff Linke weiterhin unklar."

— Leszek Kolakowski (1968)

• C. Wright Mills, "Letter to the New Left" (1960)

• Herbert Marcuse, "Beschluss" aus Der eindimensionale Mensch (1964) [PDF S. 256-266]

• Leszek Kolakowski, "Der Sinn des Begriffes >Linke<" (1968) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 144-158]


Woche 2 – 06.03.2018: Theorie und Praxis - Marcuse und Adorno in der Neuen Linken: die 1930er und die '60er

„Im Sozialismus soll die Freiheit verwirklicht werden. Die Vorstellungen darüber pflegen umso weniger klar zu sein, als doch das gegenwärtige System selbst den Namen der Freiheit trägt und als liberales angesehen wird. ... Nicht nur seine [des kleinen Mannes] eigene Unfreiheit, sondern auch die der anderen wird ihm zum Verhängnis. Sein Interesse verweist ihn auf die marxistische Erhellung des Begriffes der Freiheit. … Die sozialistische Gesellschaftsordnung wird von der Weltgeschichte nicht verhindert, sie ist historisch möglich; verwirklicht wird sie aber nicht von einer der Geschichte immanenten Logik, sondern von den an der Theorie geschulten, zum Bessern entschlossenen Menschen, oder überhaupt nicht.“

— Max Horkheimer (1926-31)

„Praxis erscheint ... mit Notwendigkeit, als blinder Fleck, als Obsession mit dem Kritisierten...Der Zusatz des Wahnhaften dabei indessen warnt vor Überschreitungen, in denen es unaufhaltsam sich vergrößert.“

— Theodor Adorno (1969)

• Max Horkheimer, Auszüge aus Dämmerung (Notizen 1926-31)

• Herbert Marcuse, "Das Ende der Utopie," und "Das Problem der Gewalt" (Vorlesungen 1967)

• Marcuse, "Die Frage der Revolution" (Interview 1967)

• Esther Leslie, Introduction to the 1969 Adorno-Marcuse correspondence (1999)

• Theodor W. Adorno and Marcuse, Briefwechsel über die Neue Linke (1969) [Dokumente Nr. 300. 313, 322, 336, 338, 340, 349]

• Adorno, "Marginalien zu Theorie und Praxis" (1969)

+ Paul Berman, "The Passion of Joschka Fischer: from the radicalism of the '60s to the interventionism of the '90s" (2001)

+ Liza Featherstone, Doug Henwood, and Christian Parenti, "'Action Will Be Taken': Left Anti-Intellectualism and its Discontents" (2002)

+ Kritische Theoretiker und Studentenbewegung


Woche 3 – 13.03.2018: Krise der Linken: Ist Revolution durch Geschichte gerechtfertigt?

„Denn befinden wir uns nicht immer in der Ausnahme? Eine Ausnahme war das [Scheitern von 1848 in Frankreich und das] deutsche Scheitern von 1849, eine Ausnahme das Pariser Scheitern von 1871, eine Ausnahme das Scheitern der deutschen Sozialdemokraten zu Beginn des 20. Jahrhunderts (in Erwartung ihres chauvinistischen Verrats von 1914), eine Ausnahme der Erfolg von 1917 … Dies sind alles Ausnahmen gewesen, aber in Bezug auf was? Etwa in Bezug auf eine gewisse ganz abstrakte, aber doch bequeme und beruhigende Vorstellung eines „dialektischen“, bereinigten, einfachen Schemas, das gerade in seiner Einfachheit gewissermaßen die Erinnerung des Hegelschen Modells bewahrte oder einfach dessen Gangart wieder aufnahm – und zwar den Glauben an die lösende „Kraft“ des abstrakten Widerspruchs als solcher. Im vorliegenden Fall ging es um den „schönen“ Widerspruch von KAPITAL und ARBEIT.“

— Louis Althusser (1962)

•  Louis Althusser, "Widerspruch und Überdetermination" (1962) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 57-83; also in Althusser, For Marx (1965-66)]

•  Carl Oglesby, "Introduction: The Idea of the New Left"(1969) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 1-20]

+ Althusser, "Marxismus und Humanismus"(1965) [in FĂźr Marx]


Woche 4 – 20.03.2018: "What is revolutionary leadership?"

"The historical crisis of mankind is reduced to the crisis of revolutionary leadership."

—Leon Trotsky (1938)

" 'Revisionism' is the view that every new development requires the abandonment in practice of basic aspects of previously held theory. Ultimately this drift from the dialectical materialist method leads to a drift from the working class itself. Marxism, on the contrary, develops through the continual integration ofnew elements, new realities, into its theoretical structure. . . . Particularly in the present period, when the working class seems to the empiricist to be under the complete and everlasting domination of reformist bureaucracies, this ideological pressure is the result of a terribly strong social pressure. The Trotskyist groups feel small and isolated at the very moment that significant leftist forces are clearly in motion throughout the world. These forces, however, are under the leadership of non-proletarian tendencies: 'left' social democrats, Stalinists of one or another variety, and 'revolutionary' bourgeois or petty-bourgeois groups in the colonial countries."

—RT of the SWP-USA (1962)

 

•  Cliff Slaughter, "What is Revolutionary Leadership?"(1964)

+ Revolutionary Tendency of the SWP (USA), "In Defense of a Revolutionary Perspective" (1962)

+ Spartacist League, "Die UrsprĂźnge des Pabloismus"(1975)

+ Communist (Third) International, "The Organization of Communist Parties"(resolutions 1921)

empfohlene HintergrundlektĂźre:

- Richard Appignanesi and Oscar Zarate, Introducing Lenin and the Russian Revolution (1977)

- Tariq Ali and Phil Evans, Introducing Trotsky and Marxism (1980)

- Spartacist League, Lenin und die Avantgardepartei (Pamphlet, 1978)


Woche 5 – 27.03.2018: Re-Organisation der Linken?

• Rudi Dutschke, André Gorz, from Strategy for Labor (1964) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 41-56]

• Stuart Hall, Raymond Williams and E. P. Thompson, from May Day Manifesto(1967) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 111-143]

• Fidel Castro, "The Universal Conscience" (1968) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 186-206] [addendum:]

• Ernesto "Che" Guevara, "Der Sozialismus und der Mensch auf Kuba" (1965)


Woche 6 – 03.04.2018: Neue "Avantgarden" für die Revolution? : Anti-Autoritarismus

• Rudi Dutschke, "On Anti-Authoritarianism"(1968) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 243-253]

• Daniel and Gabriel Cohn-Bendit, "The Battle for the Streets — C'est Pour Toi Que Tu Fais La Révolution" [from Obsolete Communism: A Left-Wing Alternative (1968)] [in Oglesby, ed., New Left Reader, 254-266]


 

Die historischen Wurzeln der Linken und des Marxismus liegen in den bßrgerlichen Revolutionen des 17. und 18. Jahrhunderts und deren Krise im 19. Jahrhundert. Mit diesem Lesekreis wollen wir versuchen, jenen geschichtlichen Hintergrund durch Lektßre der Texte von Marx und der radikalen bßrgerlichen Philosophie der Aufklärung, Rousseau, Kant, Hegel sowie Nietzsche, herauszuarbeiten.

Im 20. Jahrhundert bemühten die Theoretiker der Frankfurter Schule, Marx und das politische Bewusstsein des Marxismus, kraft kritischer Reflexion, in seiner Relevanz lebendig zu erhalten. Durch Texte von Autoren wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Georg Lukács, Karl Korsch und Leszek Kołakowski, soll versucht werden, das Problem des politischen Bewusstseins der Linken im 20. Jahrhundert, das bis heute prägend bleibt, in seinem historischen Kontext zu beleuchten.

 


 

Erste Sitzung: 18. Oktober

Alle Sitzungen finden Mittwochs von 18-21 Uhr im Raum 1.G 092 des PEG-Gebäudes am Campus Westend statt.

• vorausgesetzte Texte
+ zusätzliche Texte

 


 

Woche 1: Kapital in der Geschichte – 18.10.17

• epigraphs on modern history and freedom by Louis Menand (on Marx and Engels) and Karl Marx, on "becoming" (from the Grundrisse, 1857–58)
• Cutrone, “Capital in history” (2008) [voläufige Übersetzung auf deutsch]
• Cutrone, “The Marxist hypothesis” (2010)
+ Capital in history timeline and chart of terms
+ video of Communist University 2011 London presentation

+ Horkheimer, Der Kleine Mann und die Philosophie der Freiheit, aus
Dämmerung (Dok. S.6)

 

Woche 2: Rousseau – 25.10.17

"Wer den Mut besitzt, einem Volke Einrichtungen zu geben, muß sich imstande fühlen, gleichsam die menschliche Natur umzuwandeln, jedes Individuum, das für sich ein vollendetes und einzeln bestehendes Ganze ist, zu einem Teile eines größeren Ganzen umzuschaffen, aus dem dieses Individuum gewissermaßen erst Leben und Wesen erhält; die Beschaffenheit des Menschen zu seiner eigenen Kräftigung zu verändern und an die Stelle des leiblichen und unabhängigen Daseins, das wir alle von der Natur empfangen haben, ein nur teilweises und geistiges Dasein zu setzen. Kurz, er muß dem Menschen die ihm eigentümlichen Kräfte nehmen, um ihn mit anderen auszustatten, die seiner Natur fremd sind und die er ohne den Beistand anderer nicht zu benutzen versteht".
– Jean-Jacques Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag (1762)

• Jean Jacques Rousseau, Auszüge aus Der Gesellschaftsvertrag (1762) (Erstes Buch: Kap. 5 – 9, Zweites Buch: Kap. 1 – 4)
• Rousseau, Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (1754)
+ Rainer Maria Rilke, “Archaischer Torso Apollos” (1908)
+ Robert Pippin, “On Critical Theory” (2004)

 

Woche 3: Kant und Constant – 01.11.17

• Immanuel Kant, “Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht” und “Was ist Aufklärung?” (1784)
• Benjamin Constant, “Von der Freiheit des Altertums, verglichen mit der Freiheit der Gegenwart” (1819)

 

Woche 4: Das Leben in der Geschichte – 08.11.17

• Friedrich Nietzsche, “Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben” (1874)
+ Nietzsche on history chart of terms

 

Woche 5: Askese der Moderne – 15.11.17

+ Human, All Too Human: Nietzsche: Beyond Good and Evil (1999)
• Nietzsche, Auswahl aus On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense (1873)
• Nietzsche Geneologie der Moral (1887)

 

Woche 6: Vorläufer der Frankfurter Schule - 22.11.17

• Wilhelm Reich, “Ideologie als materielle Gewalt” aus "Massenpsychologie und Faschismus"1933/46)
• Siegfried Kracauer, “Das Ornament der Masse” (1927)
+ Kracauer, “Die Photographie” (1927)

 

Woche 7: Das Scheitern des Marxismus 29.11.17

• Max Horkheimer, Auszüge aus Dämmerung (1926–31)
• Adorno, “Ausschweifung” (1944–47) (GS4:297-300, Anhang in Minima Moralia)

 

Woche 8: Utopie und Kritik – 06.12.17

• Leszek Kolakowski, “Der Sinn des Begriffes ‘Linke’” (1968)
• Karl Marx, Auszug aus den Anmerkungen zur Doktordissertation (1839–41) [MEW 40, S. 325 - 331] • Marx, Brief von Marx an Arnold Ruge (September 1843)

 

Woche 9: Sozialismus – 13.12.17

• Marx, Auszüge aus Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844): Die entfremdete Arbeit; Privateigentum und Kommunismus; Bedürfnis, Produktion und Arbeitsteilung (bis |XXI||, MEW 40:556 [exklusiv ||XXXIV|| Die Grundrente])
• Marx und Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei (1848)
• Marx, Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März (1850)

+ Commodity form chart of terms

 

Woche 10: Die Revolution von 1848 - 20.12.17

• Engels, Einleitung zu Karl Marx’ “Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850″ (1895))
• Marx, Auszüge aus Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 (1850) [Teil I] • Marx, Auszüge aus Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon (1852) [Teil I und VII] • Marx, Brief an Joseph Weydemeyer (Brief vom 5. März 1852, MEW 28, S.503-509)
• Marx, Strikes und Arbeiterkoalitionen aus “Das Elend der Philosophie“ (1847, §5 im zweiten Kapitel)

 

--- Weihnachtspause

 

Woche 11: Bonapartismus – 10.01.18

• Marx, Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter-Assoziation (1864)
• Marx, Auszüge aus Der Bürgerkrieg in Frankreich [Teil III und IV] (1871, mit Engels Einleitung von 1891)
• Marx, Kritik des Gothaer Programms (1875)
• Marx, Einleitung zum Programm der französischen Arbeiterpartei (1880) [Auf MEW 19, S.238 findet ihr die Einleitung und in den Anmerkungen (Nr.151) das Programm selbst, MEW 19, 570-71] + Karl Korsch, "The Marxism of the First International" (1924)
+ Korsch, Introduction to Marx, Critique of the Gotha Programme (1922)

 

Woche 12: Kritik der politischen Ökonomie – 17.01.18

• Marx, Auszüge aus den Grundrissen(1857-1861)
• Marx, Kapital Bd. I, Kap. 1 Teil. 4 “Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis” (1867) [MEW Bd. 23, S.85-98] + Commodity form chart of terms

 

Woche 13: Verdinglichung – 24.01.18

• Georg Lukács, “Das Phänomen der Verdinglichung” (Teil I des Kapitels “Die Verdinglichung und das Bewusstsein des Proletariats,” Geschichte und Klassenbewusstsein (1923)
+ Commodity form chart of terms

 

Woche 14: Klassenbewusstsein – 31.01.18

• Lukács, Vorwort von 1922, “Was ist orthodoxer Marxismus?” (1919), “Klassenbewusstsein” (1920) in Geschichte und Klassenbewusstsein (1923)
+ Marx, Vorwort zu ersten Auflage des Kapitals (1867) und Nachwort zur zweiten Auflage (1873) des Kapitals

 

Woche 15: Das Ende der Philosophie – 07.02.18

• Korsch, “Marxismus und Philosophie” (1923) [in der verlinkten Ausgabe S.84-160] + Marx, Thesen über Feuerbach (1845)

 

--- Beginn der vorlesungsfreien Zeit

 

Woche 16: Neo-Marxismus – 14.02.18

• Martin Nicolaus, “The unknown Marx” (1968)
• Moishe Postone, “Necessity, labor, and time” (1978)

+ Postone, “History and helplessness: Mass mobilization and contemporary forms of anticapitalism” (2006)
+ Postone, “Theorizing the contemporary world: Brenner, Arrighi, Harvey” (2006)
+ Adorno, "Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft"  (1968)

 

Woche 17: Gender und Sexualität – 21.02.18

• Juliet Mitchell, “Frauen – die längste Revolution“ (1966)
• Clara Zetkin “Erinnerungen an Lenin” (1920)
• Theodor W. Adorno, “Sexualtabu und Recht heute” (1963)
• John D’Emilio, “Capitalism and gay identity” (1983)

 

Die Oktoberrevolution ist wahrscheinlich das umstrittenste Ereignis der Weltgeschichte. Innerhalb der Linken wie im politischen Mainstream einerseits verteufelt, andererseits glorifiziert, spaltet, verwirrt und transformiert das Jahr 1917 und seine Auswirkungen die politischen Ideologien des 19. Jahrhunderts: Liberalismus, Sozialismus und Anarchismus. Gleichzeitig diagnostizieren Denker und Politiker wie Lenin, Luxemburg und Trotzki eine tiefgreifende Krise des Marxismus, der sich bis dahin in der zweiten Internationale als kritische – treibende und notwendige – Kraft des Sozialismus verstanden hatte. Der scheinbare, vergiftete Sieg der Arbeiterklasse im Oktober 1917 ist das einzige Mal in der Geschichte der Menschheit, dass eine unterdrückte Klasse die Macht in einem Staat erobert hat. Welche Bedeutung hat die Revolution heute?

Die Veranstaltungsreihe „1917-2017 - 100 Jahre Russische Revolution“ will sich im Rahmen verschiedener Veranstaltungen mit dem 100. Jahrestag des russischen Revolutionsjahrs auseinandersetzen. Von Mai bis September 2017 sollen in diesem Rahmen ein Teach In, Filmvorführungen, eine Podiumsdiskussion, sowie ein Lesekreis stattfinden. Uhrzeiten und Orte werden noch bekannt gegeben, soweit noch nicht vermerkt.

„Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der
Lebenden“ (Karl Marx)

 

Am 24. April beginnt mit dem Sommersemester auch unser Lesekreis "Was ist revolutionärer Marxismus?". Der Lesekreis findet jeden Montag von 18 bis 21 Uhr am Campus Westend der Goethe-Universität statt. Der Raum ist im IG Farbengebäude IG 0.254. Die gesamte Leseliste werdet ihr bald online finden. Die Texte werden im voraus gelesen und dann in der Sitzung diskutiert. Neueinsteiger/innen sind herzlich Willkommen. Vorkenntnisse werden keine benÜtigt.

Der Marxismus nach dem Tod von Marx und Engels erfährt mit dem rasanten Wachstum der Arbeiterbewegung und der Entstehung der zweiten Internationale den Charakter einer politischen Massenbewegung, die sich in alle Teile der Welt verbreitet. Wir möchten im ersten Teil des Seminars genauer betrachten, worin der berühmt-berüchtigte Marxismus der Arbeiterbewegung bestanden hat und welche Krise ihn vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges erfasst hat und große Teile der Arbeiterbewegung in diesen stürzte. Der Kampf gegen diese “Krise des Marxismus” hat mit der Oktoberrevolution und der deutschen Arbeiterrevolution von 1918-19 einen welthistorischen Maßstab erreicht, der die Hoffnungen und Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts vorbereitete. Was war das Ziel der 1917 eingeleiteten internationalen Revolution und wie ist diese gescheitert? Welche politischen und ideologischen Konsequenzen hat dieses Scheitern und wie hängt es mit den verhängnisvollen Entwicklungen der 30er und 40er Jahre zusammen?
Um diese Fragen näher zu beleuchten, werden wir uns in der zweiten Hälfte des Semesters mit den Reflexionen dieser Entwicklungen beschäftigen, wie sie von zentralen Figuren der Frankfurter Schule entwickelt wurden. Mit Lukåcs, Benjamin, Horkheimer und Adorno werden wir die Spannung, Kontinuität und Differenz zu den Vertretern der klassischen Periode des Marxismus entwickeln und uns somit ein bedeutendes Instrumentarium zum Verständnis der gegenwärtigen Welt anzueignen suchen. Das problematische Verhältnis von Theorie und Praxis im Marxismus und seiner Entwicklung hat die Welt des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend geprägt und hinterlässt ihre Narben bis in die Gegenwart. Mit der Erforschung dieses Verhältnisses mÜchten wir Aufschluss darßber erhalten, wie die Vergangenheit unsere eigene Imagination der Zukunft in Bann hält.

 

Literaturliste

  • vorausgesetzte / + empfohlene Texte

 

Woche 1, 24. April, Revolutionary Leadership

 

Woche 2, 03. Mai, 
Reform oder Revolution:

 

Woche 3, 8. Mai
, Lenin und die Avantgarde

 

Woche 4, 15. Mai, 
Was tun?

+ Richard Appignanesi und Oscar Zarate / A&Z, "Introducing Lenin and the Russian Revolution / Lenin for Beginners" (1977)

 

Woche 5: 22. Mai
Massenstreik und Sozialdemokratie

 

Woche 6, 29. Mai
, Permanente Revolution

+ Tariq Ali and Phil Evans, "Introducing Trotsky and Marxism / Trotsky for Beginners" (1980)

 

5. Juni: Sitzung entfallen!

 

Woche 7, 12. Juni, 
Staat und Revolution

 

Woche 8, 19. Juni
, Imperialismus

 

Woche 9, 26. Juni, 
Das Scheitern der Revolution

+ Luxemburg, "Die Sozialisierung der Gesellschaft" (1918)

+ Luxemburg, "Die Ordnung herrscht in Berlin" (1919)

+ Sebastian Haffner, "Die deutsche Revolution 1918/19" (1968)

 

Woche 10, 3. Juli, 
Rückzug nach der Revolution

+ Lenin, "Notizen eines Publizisten" (1922/24)

 

Woche 11, 10. Juli
, Dialektik der Verdinglichung

  • LukĂĄcs, “Der Standpunkt des Proletariats” (= Teil III. des Kapitels “Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats”) In: Geschichte und Klassenbewusstsein (1923)

 

Woche 12, 17. Juli
, Lehren des Oktobers

+Trotzki, "Bolschewismus und Stalinismus" (1937)

 

Woche 13, 24. Juli
, Trotzkismus

 

Woche 14, 31. Juli
, Der Begriff der Geschichte

+ Bertolt Brecht, "An die Nachgeborenen" (1939)

+ Benjamin, "Erfahrung und Armut" (1933)

+ Benjamin, "Theologisch-politisches Fragment" (1921/39?)

+ Benjamin, "Zum Planetarium" (aus: Einbahnstraße, 1928)

 

Woche 15, 7. August, Reflexionen auf den Marxismus

+ Adorno, Adorno, "Zueignung", "Vor Mißbrauch wird gewarnt" und "Zum Ende", aus Minima Moralia (1944-47)

+ Horkheimer und Adorno, Diskussion Ăźber Theorie und Praxis (1956)

 

Woche 16. 14. August
, Theorie und Praxis:

+ Adorno, "Zu Subjekt und Objekt" (1969)

+ Adorno, "Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?" (1968) [Audio] [Text]

+ Adorno und Marcuse, "Correspondence on the German New Left" (1969)

+ Esther Leslie, "Introduction to the 1969 Adorno-Marcuse correspondence" (1999)