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Die „Linke“ hat sich angesichts der Ukraine entlang der Frage zerstritten, welchen kapitalistischen Politikern sie im gegenwĂ€rtigen Konflikt nacheifern und hinterherlaufen soll, wobei sie in ihrer ĂŒblichen Manier ĂŒbermĂ€ĂŸiger Sportbegeisterung johlend am Spielfeldrand steht. Manche innerhalb der „Linken“ haben sich hinsichtlich Russlands „MilitĂ€roperation zur Entnazifizierung“ der Ukraine als „Antifaschisten“ positioniert – ob aufseiten der Ukraine oder aufseiten Russlands. Andere innerhalb der „antiimperialistischen Linken“ lecken sich die Finger in der Hoffnung auf eine neue Antikriegsbewegung, die aus Angst davor, dass Kritik an der Biden-Regierung die ansonsten unvermeidliche RĂŒckkehr Trumps als US-PrĂ€sident befördern könnte, nicht entstehen wird: Die „Linke“ in all ihren Spielarten wird wie immer dem Bedarf der US-amerikanischen Demokratischen Partei entsprechend ein- und ausgeschaltet.

Im Zuge der russischen Invasion der Ukraine haben manche auf der Linken versucht, die gegenwĂ€rtige Krise durch Bezugnahme auf Imperialismus und nationale Selbstbestimmung sowie mittels der Rolle marxistischer RevolutionĂ€re wie Lenin im Ersten Weltkrieg zu verstehen. Wie sollte die Linke die gegenwĂ€rtige Krise in der Ukraine verstehen? Welche Bedeutung haben diese Begriffe – Imperialismus, Antiimperialismus und nationale Selbstbestimmung – fĂŒr die Linke heute? Wie denken wir heute ĂŒber den Slogan, den imperialistischen Krieg in einen BĂŒrgerkrieg zu verwandeln, vor dem Hintergrund der Abwesenheit einer internationalen Linken nach?

Einige der grĂ¶ĂŸten Proteste des letzten Jahrzehnts hatten prĂ€figurativen Charakter. Darunter Occupy und die Indignados-Bewegung (2011), die französischen zones Ă  dĂ©fendre (ZAD, 2011–18), die Gezi-Park-Proteste in Istanbul (2013), die Regenschirm-Bewegung in Hongkong (2014), die französische Versammlungsbewegung Nuit debout (2016), die Dakota Access Pipeline-Proteste in Standing Rock (2016) und die Capitol Hill Autonomous Zone in Seattle (2020). Hinzu kommen die von Gruppen wie Extinction Rebellion und Ende GelĂ€nde organisierten Klimacamps. Die meisten dieser Proteste nahmen die Form einer Besetzung an und errichteten semi-permanente Protestcamps. Diese Camps dienten einem praktischen Zweck – sie ermöglichten es den Protestierenden, ihren Protest aufrechtzuerhalten –, aber sie dienten auch als Modell fĂŒr eine alternative Gemeinschaft mit ihren eigenen Codes und Werten.

Karl Wimmler, Jahrgang 1953, aufgewachsen in Liezen (Steiermark), studierte Germanistik und Geschichte und war in den 1970er-Jahren in linken Organisationen tĂ€tig. Er lebt in Graz als freier Autor und Mitarbeiter von CLIO (Verein fĂŒr Geschichts- und Bildungsarbeit). Das Interview wurde von Platypus-Mitglied Andreas Wintersperger am 12.11.2022 gefĂŒhrt. Es folgt eine gekĂŒrzte und editierte Version des GesprĂ€chs.

Am 6. 11. 1918 erfaßte die Revolution Hamburg. RevolutionĂ€re Matrosen wurden von den Arbeiter- und SoldatenrĂ€ten zu Sicherungsdiensten im Hafengebiet eingesetzt. Gegen den Widerstand der rechten FĂŒhrer der SPD und der USPD kĂ€mpften die Arbeiter- und SoldatenrĂ€te fĂŒr eine entschiedene Demokratisierung der Verwaltungen. In Hamburg wurden am 12. November die alten reaktionĂ€ren Staatsorgane der Hansestadt, der Senat und die BĂŒrgerschaft, aufgelöst.

Durch die LektĂŒre von bedeutenden Texten der Hochphase des Marxismus in der 2. Internationalen und ihrer Krise im 20. Jahrhundert betrachten wir das Problem des Bewusstseins dieser Geschichte und ihrer politischen Implikationen fĂŒr die Gegenwart. Die Textauswahl beinhaltet Schriften von Luxemburg, Lenin und Trotzki, die philosophische Reflexion des Marxismus von LukĂĄcs und Korsch und ihre Auswirkungen auf die Kritische Theorie von Benjamin, Horkheimer und Adorno.

Die Texte werden im Voraus gelesen und dann zusammen diskutiert. Neueinsteiger:innen sind herzlich willkommen und es werden keine Vorkenntnisse benötigt!

● vorausgesetzte Texte 

+ zusÀtzlich, empfohlene Texte

Zeit: Ab 17.04. Montags 18 Uhr.

Ort: Allende Platz 1 - Raum 015

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Empfohlene Vorbereitungs- und Hintergrundliteratur:

+ Leszek Kolakowski: „Der Sinn des Begriffes ‘Linke’” (1958)

+ Richard Appignanesi and Oscar Zarate / A&Z: “Lenin fĂŒr AnfĂ€nger” (1977)

+ Sebastian Haffner: “Die deutsche Revolution 1918/19” (1968)

+ Edmund Wilson: „To the Finland Station: A Study in the Writing and Acting of History“ (1940), Part II. Ch. (1–4,) 5–10, 12–16; Part III. Ch. 1–6

+ Tariq Ali and Phil Evans: „Trotzki fĂŒr AnfĂ€nger“ (1980)

+ James Joll: „The Second International 1889–1914“ (1966)

+ Carl Schorske, The SPD 1905-17: The Development of the Great Schism (1955)

+ J.P. Nettl, Rosa Luxemburg (1966) [Vol. 1] [Vol. 2]

1. Woche: RevolutionĂ€re FĂŒhrung | 17.04.

● Rosa Luxemburg, „Die Krise der Sozialdemokratie“ Teil I. (1916)

● J.P. Nettl: „The German Social Democratic Party 1890-1914 as a Political Model“ (1965)

● Cliff Slaughter: „What is revolutionary leadership?“ (1960)

2. Woche: Reform oder Revolution | 24.04.

● Rosa Luxemburg: „Sozialreform oder Revolution“ (1899)

+ Eugene Debs: „Competition versus Cooperation“ (1900)

3. Woche: Lenin und die Avantgardepartei |02.05.

● Spartakist-BroschĂŒre: „Lenin und die Avantgardepartei“ (1978)

+ Richard Appignanesi und Oscar Zarate / A&Z: „Lenin fĂŒr AnfĂ€nger“ (1977)

4. Woche: Was tun? | 08.05.

● W.I. Lenin, „Was tun?“ (1902)

+ Richard Appignanesi und Oscar Zarate / A&Z: „Lenin fĂŒr AnfĂ€nger“ (1977)

5. Woche: Massenstreik und Sozialdemokratie | 15.05.

● Rosa Luxemburg: „Massenstreik, Partei und Gewerkschaften“ (1906)

+ Rosa Luxemburg, „Blanquismus und Sozialdemokratie“ (1906)

6. Woche: Permanente Revolution | 22.05.

● Leo Trotzki: „Ergebnisse und Perspektiven“ (1906)

+ Tariq Ali and Phil Evans: „Trotzki fĂŒr AnfĂ€nger“ (1980)

7. Woche: Staat und Revolution | 30.05.

● W.I. Lenin: „Staat und Revolution“ (1917)

8. Woche: Imperialismus | 05.06.

“Es ist die Sache der Bourgeoisie, die Trusts zu fördern, Kinder und Frauen in die Fabriken zu jagen, sie dort zu martern, zu korrumpieren, unsĂ€glichem Elend preiszugeben. Wir „unterstĂŒtzen“ diese Entwicklung nicht, wir „fordern“ so etwas nicht, wir kĂ€mpfen dagegen. Aber wie kĂ€mpfen wir? Wir erklĂ€ren, die Trusts und die Fabrikarbeit der Frauen sind progressiv. Wir wollen nicht zurĂŒck, zum Handwerk, zum vormonopolistischen Kapitalismus, zur Hausarbeit der Frauen. VorwĂ€rts ĂŒber die Trusts usw. hinaus und durch sie zum Sozialismus.”

– Lenin: Das MilitĂ€rprogramm der proletarischen Revolution (1916)

● W.I. Lenin: „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ (1916)

+ W.I. Lenin, G. Sinowjew : Kapitel I. aus „Sozialismus und Krieg“ (1915)

9. Woche: Das Scheitern der Revolution |  12.06.

● Rosa Luxemburg: „Was will der Spartakusbund?“ (1918)

● Rosa Luxemburg: „Unser Programm und die politische Situation“ (1918)

+ Rosa Luxemburg: "Die Sozialisierung der Gesellschaft" (erschienen in “Jugend-Internationale” unter der Überschrift “Deutscher Bolschewismus”) (1918)

+ Rosa Luxemburg: „Die russische Tragödie“ (1918)

+ Rosa Luxemburg: „Die Ordnung herrscht in Berlin“ (1919)

+ Eugene Debs: „The Day of the People“ (1919)

+ Sebastian Haffner: „Die deutsche Revolution 1918/19“ (1968)

10. Woche: RĂŒckzug nach der Revolution | 19.06.

● W.I. Lenin: „Der ‚Linke Radikalismus‘, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ (1920)

+ W.I. Lenin: „Notizen eines Publizisten“ (1922)

11. Woche: Dialektik der Verdinglichung |26.06.

● Georg Lukács: „Der Standpunkt des Proletariats“ (Teil III von “Die Verdinglichung und das Bewusstsein des Proletariats) aus: „Geschichte und Klassenbewusstsein“ (1923)

+ Being and becoming (freedom in transformation) / immanent dialectical critique chart of terms

+ Commodity form chart of terms

+ Capitalist contradiction chart of terms

+ Reification chart of terms

+ Georg LukĂĄcs: “Das PhĂ€nomen der Verdinglichung” (Teil I von “Die Verdinglichung und das Bewusstsein des Proletariats) aus: „Geschichte und Klassenbewusstsein“ (1923)

12. Woche: Lehren des Oktobers | 03.07.

● Leo Trotzki: „1917 – Die Lehren des Oktobers“ (1924)

● Leo Trotzki: „Bolschewismus und Stalinismus“ (1937)

13. Woche: Trotzkismus | 10.07.

+ Leo Trotzki: „Man muss von neuem kommunistische Parteien und eine Internationale aufbauen“ (1933)

+ Leo Trotzki: „If America should go communist“ (1934)

● Leo Trotzki: „Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der 4. Internationale“ – Das Übergangsprogramm (1938)

+ Leo Trotzki: "Die Gewerkschaften in der Epoche des imperialistischen Niedergangs“ (1940)

+ Leo Trotzki: „Brief an James P. Cannon“ (12. September 1939)

14. Woche: Der autoritÀre Staat | 17.07.

● Friedrich Pollock: „Staatskapitalismus: Seine Grenzen und Möglichkeiten“ (1941)

● Max Horkheimer: „Der autoritĂ€re Staat“ (1942)

+ Capitalist contradiction chart of terms

15. Woche: Der Begriff der Geschichte | 24.07.

● epigraphs by Louis Menand (on Edmund Wilson) and Peter Preuss (on Nietzsche) on the modern concept of history

+ Charles Baudelaire, from Fusées [Rockets] (1867)

+ Bertolt Brecht: „An die Nachgeborenen“ (1939)

+ W. Benjamin: „Zum Planetarium“, aus: Einbahnstraße (1928)

+ W. Benjamin: „Feuermelder“, aus: Einbahnstraße (1928)

+ W. Benjamin: „Erfahrung und Armut“ (1933)

+ W. Benjamin: „Theologisch-politisches Fragment“ (1921/39?)

+ Benjamin on history chart of terms

● Walter Benjamin: „Über den Begriff der Geschichte“ (1940)

● W. Benjamin: „Paralipomena zu den Thesen Über den Begriff der Geschichte" (1940)

+ W. Benjamin: “Erkenntnistheoretisches, Theorie des Fortschritts” (v.a. S.588-89 [N8,1])

+ Being and becoming (freedom in transformation) / immanent dialectical critique chart of terms

16. Woche: Reflexionen ĂŒber den Marxismus |31.07.

+ Capital in history timeline and chart of terms

+ Benjamin on history chart of terms

● Theodor W. Adorno: „Reflexionen zur Klassentheorie“ (1942)

● T.W. Adorno: „Ausschweifung“, (Anhang von Minima Moralia) (1944–47)

+ Being and becoming (freedom in transformation) / immanent dialectical critique chart of terms

+ T.W. Adorno: „Zueignung“, „VermĂ€chtnis", „Vor Mißbrauch wird gewarnt“ und „Zum Ende“, aus: „Minima Moralia“ (1944-47)

+ M. Horkheimer und T.W. Adorno: „Diskussion ĂŒber Theorie und Praxis“ (1956)

17. Woche: Theorie und Praxis | 07.08.

+ T.W. Adorno: „Zu Subjekt und Objekt“ (1969)

+ Commodity form chart of terms

+ Reification chart of terms

+ Capitalist contradiction chart of terms

+ Adorno's critique of actionism chart of terms

● Theodor W. Adorno: „Marginalien zu Theorie und Praxis“ (1969)

● T.W. Adorno: „Resignation“ (1969)

+ Being and becoming (freedom in transformation) / immanent dialectical critique chart of terms

+ T.W. Adorno: „SpĂ€tkapitalismus oder Industriegesellschaft?“ (1968) [AUDIO]

+ Organic composition of capital chart of terms

+ Esther Leslie: „Introduction to the 1969 Adorno-Marcuse correspondence“ (1999)

+ Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse: „Briefwechsel ĂŒber die Neue Linke“ [Dokumente Nr. 300, 313, 322, 336, 338, 340 & 349] (1969)

+ Der Spiegel, Interview mit T.W. Adorno: „Keine Angst vor dem Elfenbeinturm“ (1969)

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