Mittwoch 11. Juni 2014, 19 Uhr
Campus Westend (Raum TBA)
Mit:
- Prof. Alex Demirovic (Rosa Luxemburg Stiftung)
- Stefan Eggerdinger (Arbeiterbund fĂĽr den Wiederaufbau der KPD)
- Detlef zum Winkel (freier Journalist)
Beschreibung:
Unter der „Neuen Linken“ werden gemeinhin verschiedene Strömungen der Linken in den 1960er/1970er Jahren in der BRD gefasst, die sich ausdrücklich von der „orthodoxen“, „traditionellen“ bzw. „alten“ Linken (sowohl vom Stalinismus im Osten wie auch von der reformistischen Sozialdemokratie im Westen) abgegrenzt haben. Die Abgrenzung von Organisations- und Aktionsformen der „alten“ Linken bestimmt seitdem maßgeblich die theoretische wie auch praktische Ausrichtung großer Teile dessen, was heute unter dem Begriff „Linke“ subsumiert wird.
Ungefähr zehn Jahre später gaben gerade diese Veränderungen, in den 1970er-Jahren in Deutschland, den Anstoß für zahlreiche, gescheiterte Versuche, eine neue Kommunistische Partei aufzubauen: die Zeit der sogenannten „K-Gruppen“. Der globalen Reorganisierung des Kapitals hin zum Postfordismus gegenüberstehend, waren diese Jahre sowohl in der Theorie wie auch in der Praxis von den Bemühungen geprägt, proletarische Klassenpolitik und marxistische Ansätze zu reetablieren. Gleichzeitig entstanden aus dem zerfallenden SDS verschiedene „Neue Soziale Bewegungen“, die sich spezifischeren Problemen annahmen und die klassischen marxistischen Kategorien und Praxisformen für unzureichend hielten, der neuen Situation gerecht zu werden.
Mehr als 45 Jahre nach dem weltweiten „Phänomen von '68“ stellt sich die Frage, was die Gemeinsamkeiten und vor allem, was die Unterschiede der „alten“ und „neuen“ Linken waren.
Inwiefern konnte die Neue Linke ihren Ansprüchen gerecht werden und inwieweit steht sie, verbunden durch ein Fortbestehen des Kapitalismus, in einer Traditionslinie mit jener „alten“ Linken, die im Nationalsozialismus größtenteils zerschlagen wurde? Welche Bedeutung für die westdeutsche Linke hatte der Umstand, dass Parallel zur Entwicklung in der BRD in der DDR gerade jene „alte Linke“ an der Macht war? Aber auch: Welche Verbindungen hat die heutige Linke zu jener Neuen Linken und welche Fragen, die vielleicht überwunden schienen, stellen sich heute erneut? Was war neu an der Neuen Linken und was ist ihre Erbe, nachdem die Mission, eine revolutionäre, emanzipatorische Umwälzung der Gesellschaft zu gestalten, heute nicht mehr in Aussicht zu stehen scheint? Wie aktuell sind die Fragen und Probleme, denen sich die Neue Linke gegenüber sah, heute?
In dieser Podiumsdiskussion sollen einerseits die Gründe für die scheinbare oder tatsächliche Niederlage der 1960er Jahre untersucht werden, andererseits aber auch die vernachlässigte Bedeutung des Erbes der 1970er Jahre für eine antikapitalistische und emanzipatorische Politik diskutiert werden.
Platypus Frankfurt am Main präsentiert in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Podiumsdiskussion
"Radikale linke Strömungen im 21. Jahrhundert: Zum Verhältnis von Anarchismus und Marxismus"
Mit
- Peter Bierl
- Henning Mächerle
- JĂĽrgen MĂĽmken
Dienstag, 28. Januar 2014, 20:00 Uhr
Campus Bockenheim / Festsaal
Es scheint als gäbe es gegenwärtig nur noch zwei radikale Strömungen: Anarchismus und Marxismus. Beide entstammen demselben historischen Schmelztiegel – der industriellen Revolution, den gescheiterten Erhebungen von 1848 und 1871, einem schwachen Liberalismus, der Zentralisierung der Staatsgewalt, dem Aufstieg der Arbeiterbewegung und dem Versprechen des Sozialismus. Sie sind unser revolutionäres Erbe. Alle maßgeblichen radikalen Bewegungen der letzten 150 Jahren waren darum bemüht die Bedeutung des Anarchismus und des Marxismus für die jeweilige Situation nutzbar zu machen. Davon scheint sich unser historischer Moment nicht zu unterscheiden.
Um als Linke in der aktuellen historischen Situation zu handeln, wollen wir Bilanz ziehen aus den Auseinandersetzungen zwischen Anarchismus und Marxismus während der letzten 150 Jahre. Die historischen Erfahrungen, welche die Ideen des Marxismus und des Anarchismus maßgeblich geprägt haben, müssen aufgearbeitet und entfaltet werden, sollen sie uns heute als Orientierungspunkte dienen. Inwiefern repräsentiert der Rückbezug auf Anarchismus und Marxismus ein authentisches Engagement – und inwiefern die Wiederkehr eines Gespenstes? Wo stehen wir heute nach den vergangenen Kämpfen? Welche Formen stehen uns – theoretisch wie praktisch – zur Verfügung, um den gegenwärtigen Problemen zu begegnen?
Mitte des 19. Jahrhunderts bemerkten Marx und Engels in einer berühmten Formulierung: "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus." 160 Jahre später scheint der Marxismus selbst zu einem Gespenst geworden zu sein.
Es scheint, als hätte die Linke im 21. Jahrhundert den Marxismus als möglichen Weg zur Freiheit aufgegeben. Doch griff Marx vor allem in seiner eigenen Zeit ein, um seine Zeitgefährten zu ermuntern, die Gesellschaft zu verändern. Trägt die Linke diese Verantwortung heute wohl nicht mehr? Hat die Linke gar die Problematiken, die Marx aufwarf, beantwortet und ist fortgeschritten?
Ist der Marxismus ĂĽberhaupt noch relevant?