Podiumsdiskussion am 06.02.: Das Jahr 1989 und seine Bedeutung für die Linke
Samstag, 22.11.2014 19Uhr
Campus Bockenheim, Jügelhaus, HI
Mit:
- Felix (Interventionistische Linke)
- Stefan Engel (Parteivorsitzender MLPD)
- Paul B. Kleiser (internationale sozialistische Linke)
- Die Linke (Sprecher/in TBA)
Die Geschichte der Linken besteht zu einem großen Teil aus Zusammenschlüssen und Spaltungen linker Organisationen und Parteien, gemeinsamen politischen Aktionen und Splittergruppen, Aufforderungen zum gemeinsamen Kampf und Bestrebungen für eine „klare“ politische Position. Verfechter beider Seiten betonen die Bedeutung ihres Gesichtspunktes für die Überwindung des Kapitalismus durch soziale Revolution oder schrittweise Reformen. Die berühmte Idee „eine Klasse, eine Partei“, die Spaltungen innerhalb der Ersten, Zweiten und Dritten Internationale, die Forderungen für Einheits- und Volksfronten, die heutige Fragmentierung der Linken und schließlich die Existenz zahlreicher Organisationen und Parteien wie der LINKEN und Blockupy in Deutschland, Syriza in Griechenland, der Communist Party of Great Britain und Left Unity in Großbritannien, der Nouveau Parti Anticapitaliste in Frankreich, der Izquerda Unida in Spanien und dem Bloco de Esquerda in Portugal sind trotz all ihrer Unterschiede Beispiele für die Frage nach Einheit innerhalb der Linken.
Doch die Forderung nach linker Einheit bleibt bis heute opak. Rufe nach Einheit oder die Ablehnung von Einheit werden nicht nur von der Linken ins Feld geführt. So widerspricht die Losung einer nationalen Einheit häufig einer linken Perspektive. Entwicklungen innerhalb supranationaler Verbände wie der EU und der NATO erschweren oft vereinte Aktionen. Die Forderung nach linker Einheit, wie sie sich beispielsweise in Occupys „wir sind die 99%“ manifestiert, führt auch bei Bewegungen „von unten“ zu widersprüchlichen Ergebnissen, etwa der Wiederwahl von Obama. Auch Zerwürfnisse innerhalb linker Parteien weisen auf den widersprüchlichen Charakter linker Einheit hin.
Die Diskussion will die Frage nach der Notwendigkeit einer linken Einheit heute zur Debatte stellen und zu einer Klärung beitragen. Was ist ihre Aktualität, wo liegen ihre Wurzeln und welches sind ihre Perspektiven?
Mittwoch 11. Juni 2014, 19 Uhr
Campus Westend (Raum TBA)
Mit:
- Prof. Alex Demirovic (Rosa Luxemburg Stiftung)
- Stefan Eggerdinger (Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD)
- Detlef zum Winkel (freier Journalist)
Beschreibung:
Unter der „Neuen Linken“ werden gemeinhin verschiedene Strömungen der Linken in den 1960er/1970er Jahren in der BRD gefasst, die sich ausdrücklich von der „orthodoxen“, „traditionellen“ bzw. „alten“ Linken (sowohl vom Stalinismus im Osten wie auch von der reformistischen Sozialdemokratie im Westen) abgegrenzt haben. Die Abgrenzung von Organisations- und Aktionsformen der „alten“ Linken bestimmt seitdem maßgeblich die theoretische wie auch praktische Ausrichtung großer Teile dessen, was heute unter dem Begriff „Linke“ subsumiert wird.
Ungefähr zehn Jahre später gaben gerade diese Veränderungen, in den 1970er-Jahren in Deutschland, den Anstoß für zahlreiche, gescheiterte Versuche, eine neue Kommunistische Partei aufzubauen: die Zeit der sogenannten „K-Gruppen“. Der globalen Reorganisierung des Kapitals hin zum Postfordismus gegenüberstehend, waren diese Jahre sowohl in der Theorie wie auch in der Praxis von den Bemühungen geprägt, proletarische Klassenpolitik und marxistische Ansätze zu reetablieren. Gleichzeitig entstanden aus dem zerfallenden SDS verschiedene „Neue Soziale Bewegungen“, die sich spezifischeren Problemen annahmen und die klassischen marxistischen Kategorien und Praxisformen für unzureichend hielten, der neuen Situation gerecht zu werden.
Mehr als 45 Jahre nach dem weltweiten „Phänomen von '68“ stellt sich die Frage, was die Gemeinsamkeiten und vor allem, was die Unterschiede der „alten“ und „neuen“ Linken waren.
Inwiefern konnte die Neue Linke ihren Ansprüchen gerecht werden und inwieweit steht sie, verbunden durch ein Fortbestehen des Kapitalismus, in einer Traditionslinie mit jener „alten“ Linken, die im Nationalsozialismus größtenteils zerschlagen wurde? Welche Bedeutung für die westdeutsche Linke hatte der Umstand, dass Parallel zur Entwicklung in der BRD in der DDR gerade jene „alte Linke“ an der Macht war? Aber auch: Welche Verbindungen hat die heutige Linke zu jener Neuen Linken und welche Fragen, die vielleicht überwunden schienen, stellen sich heute erneut? Was war neu an der Neuen Linken und was ist ihre Erbe, nachdem die Mission, eine revolutionäre, emanzipatorische Umwälzung der Gesellschaft zu gestalten, heute nicht mehr in Aussicht zu stehen scheint? Wie aktuell sind die Fragen und Probleme, denen sich die Neue Linke gegenüber sah, heute?
In dieser Podiumsdiskussion sollen einerseits die Gründe für die scheinbare oder tatsächliche Niederlage der 1960er Jahre untersucht werden, andererseits aber auch die vernachlässigte Bedeutung des Erbes der 1970er Jahre für eine antikapitalistische und emanzipatorische Politik diskutiert werden.