Ein Interview von Steffen Andrae mit dem Historiker und Kracauer-Biographen Jörg SpÀter
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Seit einem halben Jahrhundert kennzeichnet 1968 einen Meilenstein sozialer und politischer UmbrĂŒche, die die ganze Welt umspannten. Eingeleitet von einer Neuen Linken, welche sich von der Alten Linken (1920er/-30er) abzugrenzen suchte, legten die Ereignisse von 1968 den Grundstein fĂŒr alles Folgende: von Protestpolitik bis hin zur akademischen Linken. Heute, da die USA in einen scheinbar endlosen Krieg in Asien verwickelt sind, der Aufruf zur Amtsenthebung eines unbeliebten PrĂ€sidenten laut wird, und sich auf den StraĂen Aktivisten um Forderungen nach Befreiung hinsichtlich Herkunft, Gender und SexualitĂ€t zum Kampf erheben, treten die AnsprĂŒche des politischen Horizonts von 1968 in Erinnerung. Welche Lehren sind aus der Neuen Linken zu ziehen, wenn eine andere Generation an den Aufbau einer Linken des 21. Jahrhunderts herantreten soll?
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Transgender-Aktivistin Leslie Feinberg verkĂŒndete in einem politischen Pamphlet von 1992, dass die Zeit fĂŒr Transgender-Befreiung gekommen sei. Mehr als zwanzig Jahre spĂ€ter beschreiben populĂ€re Medien die zunehmende Sichtbarkeit von transgender-Lebensstilen als ein âTrans-Tipping-Pointâ oder auch als âTransmomentâ. Doch bei eingehender BetrachtungfĂ€llt auf, dass all diese âneuenâ Ideen, die derzeit ins Blickfeld geraten, von Leuchten der AufklĂ€rung bereits zum Ausdruck gebracht wurden â und zwar besser als es jetzt der Fall ist!
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Volkmar Sigusch, Jg. 1940, gilt als einer der bedeutendsten Sexualforscher der Welt. Er war von 1973 bis 2006 Direktor des Instituts fĂŒr Sexualwissenschaft im Klinikum der J. W. Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt/M. sowie Professor fĂŒr Spezielle Soziologie (Soziologie der SexualitĂ€t) im dortigen Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. 1973 war Sigusch MitbegrĂŒnder der International Academy of Sex Research und 1988 der Zeitschrift fĂŒr Sexualforschung. Sein Buch Ergebnisse zur Sexualmedizin war 1972 das weltweit erste Buch, das âSexual Medicineâ oder âSexualmedizinâ im Titel fĂŒhrt. Sein Buch Die Mystifikation des Sexuellen wurde 1992 in die Pariser EncyclopĂ©die philosophique universelle als ein Werk des Jahrhunderts aufgenommen. Ăber 40 Jahre lang gab Sigusch die BeitrĂ€ge zur Sexualforschung mit heraus. Bisher verfasste er mehr als 800 wissenschaftliche Arbeiten, darunter 42 Monographien. Seine Werke sind in viele Sprachen ĂŒbersetzt worden.
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Millennials haben keinen Sex, das gilt mittlerweile als gesichert. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Millennials Empfindungen abwehren, die durch Liebe und Begehren ausgelöst werden. Sie nennen es abschĂ€tzig âsich GefĂŒhle einfangenâ.1 Die weit verbreitete Paranoia um Einvernehmlichkeit verstĂ€rkt solche Ansichten vermutlich noch weiter. Und da die Opferrolle zum PrĂŒfstein fĂŒr kritische Einsicht und politische SolidaritĂ€t geworden ist, werden Frauen dazu ermutigt, sich in ihren Erfahrungen als Opfer zu empfinden. Indes werden verstĂ€ndnisvolle MĂ€nner â durch die Last kollektiver Schuld â dazu angehalten, sich mit TĂ€tern gleichzustellen. Das erzeugt Groll gegen all jene, deren Erfahrungen anders sind.
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