Durch die LektĂźre von bedeutenden Texten der Hochphase des Marxismus in der 2. Internationalen und ihrer Krise im 20. Jahrhundert betrachten wir das Problem des Bewusstseins dieser Geschichte und ihrer politischen Implikationen fĂźr die Gegenwart. Die Textauswahl beinhaltet Schriften von Luxemburg, Lenin und Trotzki, die philosophische Reflexion des Marxismus von LukĂĄcs und Korsch und ihre Auswirkungen auf die Kritische Theorie von Benjamin, Horkheimer und Adorno.
"Society is a reality sui generis; it has its own characteristics that are either not found in the rest of the universe or are not found there in the same form."
â Emile Durkheim
"Society is a sui generis being with its own special nature, distinct from that of its members, and a personality of its own different from individual personalities."
Zeit: Donnerstags, 18:30 bis 21:30 Uhr
Ort: PEG -Gebäude Raum 1.G131, Campus Westend
Kontakt: platypus.frankfurt@gmail.com
Die Texte werden im Voraus gelesen und dann zusammen diskutiert. Alle sind herzlich willkommen!
â vorausgesetzte Texte
+ zusätzliche, empfohlene Texte
Vorausgesetzte HintergrundlektĂźre:
⢠Chris Cutrone, "Back to Herbert Spencer! Industrial vs. militant society" (2016) [audio]
Empfohlene, zusätzliche Hintergrundtexte:
+ Adorno, "Static and Dynamic as Sociological Categories" (1961)
+ Adorno, Introduction to Sociology 1962 lectures
+ Adorno, Philosophical Elements of a Theory of Society 1964 lectures
+ Adorno, Philosophy and Sociology 1960 lectures
Einleitende Texte:
⢠Adorno, âGesellschaftâ (1965; in: Adorno, Soziologische Schriften I; wird auf Anfrage per Email verschickt)
⢠Benjamin Constant: âVon der Freiheit des Altertums, verglichen mit der Freiheit der Gegenwartâ(1819)
Schaubilder und Begriffe:
+ Capital in history timeline and chart of terms
+ Being and becoming (freedom in transformation) / immanent dialectical critique chart of terms
+ Capitalist contradiction chart of terms
+ Commodity form chart of terms
+ Reification chart of terms
1. Woche: 01.09.22
⢠Adorno, âGesellschaftâ (1965; in Adorno, Soziologische Schriften I)
+ Chris Cutrone, "Gillian Rose's 'Hegelian' critique of Marxism" (2010)
⢠Gillian Rose, Hegel Contra Sociology (1981/95) selections: Preface for 1995 reprint, 1. The Antinomies of Sociological Reason, 7. With What Must the Science End?
2. Woche: 08.09.22
⢠Epigraphe Ăźber moderne Geschichte und Freiheit von Louis Menand (Ăźber Marx und Engels), und Karl Marx, Ăźber das âWerdenâ (Aus den Grundrissen, 1857-58)
⢠Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904-1905) Auswahl: Vorbemerkung, Teil 1, I. Kapitel 1-3, Teil 1., II. (+ Kapitel 1,) Kapitel 2 [wird per Email verschickt, bitte anfragen]
3. Woche: 15.09.22
⢠Auguste Comte, Introduction to Positive Philosophy (1830-42) I. The nature and importance of the positive philosophy; The Positive Philosophy of Auguste Comte vol. III Bk. VI. Social Physics pp. 1-11, 199-216, 277-344 [PDF Positive Philosophy of Comte selections]; A General View of PositivismCh. II. The Social Aspect of Positivism pp. 63-78, Ch. VI. The Religion of Humanity pp. 340-426 [PDF General View of Positivism selections]
+ Chris Cutrone, "Ends of philosophy" (2018)
4. Woche: 22.09.22
+ Chris Cutrone, "Back to Herbert Spencer! Industrial vs. militant society" (2016) [audio]
⢠Herbert Spencer, Principles of Sociology Vol. I Part I The Data of Sociology Ch. I-IV pp. 3-40 [PDF] and Part II The Inductions of Sociology Ch. I-II pp. 447-462 [PDF]; On Social Evolution (Univ. Chicago selections): IV 15â16 Societal Typologies, Militancy and Industrialism and V 18â19 Ceremonial and Political Institutions; The Man Versus the State VI The Great Political Superstition [PDF selection]
5. Woche: 29.09.22
⢠Emile Durkheim, "The principles of 1789 and sociology" (1890); V Social Creativity Ch. 11-12; alles in On Morality and Society
⢠Emile Durkheim (1912): Die elementaren Formen des religiÜsen Lebens, Einleitung
6. Woche: 06.10.22
⢠Durkheim, Chapter 10. "The dualism of human nature and its social conditions" (1914), Ch. 4. "Individualism and the intellectuals" (1898); IV The Evolution of Morality Ch. 6, in On Morality and Society
⢠Durkheim: Ăber soziale Arbeitsteilung (1893) Vorwort zur ersten Ausgabe und Einleitung
7. Woche: 13.10.22
⢠Durkheim, The Division of Labor in Society (1893) selections IV. The Evolution of Morality Chapters 7-9, in On Morality and Society;
⢠Durkheim: Ăber soziale Arbeitsteilung, Vorwort zur zweiten Ausgabe
8. Woche: 20.10.22
⢠Frankfurt School, Aspects of Sociology (1956) selections: Preface by Horkheimer and Adorno, Chapters I-VI, XII
⢠Adorno: âGesellschaftâ (1965)
+ Adorno, "Static and Dynamic as Sociological Categories" (1961)
1) Das Erbe der russischen Revolution 1917
Vortrag mit anschlieĂender Diskussion
Zeit: Montag, den 30.05 ab 18 Uhr
Ort: PEG 1.G 107 (Campus Westend)
Die Oktoberrevolution ist wahrscheinlich das umstrittenste Ereignis der Weltgeschichte. Innerhalb der Linken wie im politischen Mainstream einerseits verteufelt, andererseits glorifiziert, spaltet, verwirrt und transformiert das Jahr 1917 und seine Auswirkungen die politischen Ideologien des 19. Jahrhunderts: Liberalismus, Sozialismus und Anarchismus. Gleichzeitig diagnostizieren Denker und Politiker wie Lenin, Luxemburg und Trotzki eine tiefgreifende Krise des Marxismus, der sich bis dahin in der zweiten Internationale als kritische â treibende und notwendige â Kraft des Sozialismus verstanden hatte. Der scheinbare, vergiftete Sieg der Arbeiterklasse im Oktober 1917 ist das einzige Mal in der Geschichte der Menschheit, dass eine unterdrĂźckte Klasse die Macht in einem Staat erobert hat. Welche Bedeutung hat die Revolution heute?
2) Rosa Luxemburg und die deutsche Revolution 1918
Vortrag mit anschlieĂender Diskussion
Zeit: Montag, den 13.06 ab 18 Uhr
Ort: PEG 1.G 107 (Campus Westend)
Die Bedeutung der Novemberrevolution in Deutschland liegt in ihrem uneingelÜsten Potential, d.h. nicht in ihrem tatsächlichen Verlauf, sondern in dem was nicht geschah. Ihre Geschichte wurde so zum Gegenstand zahlloser Interpretationen, besonders jedoch als Gegenstßck zur Oktoberrevolution in Russland 1917. Die Intentionen hinter dieser Gegenßberstellung sind jedoch ganz unterschiedliche. Analog dazu verläuft die Rezeption von Rosa Luxemburg, bspw. als Gegenspielerin Lenins. Die Frage nach dem Erbe der Novemberrevolution und dem von Rosa Luxemburg stellt sich anders als bei der Oktoberrevolution, denn sie stehen nicht fßr einen triumphalen Sieg, sondern fßr eine grausame Niederlage.
Inwiefern lassen sich Kontinuitäten im organisierten Antifaschismus ausmachen, von heute bis zu seiner Entstehung in den 1920er bzw. -30er-Jahren? Lässt sich ein Problemfeld identifizieren in der Wahrnehmungen der Antifaschistischen Bewegung sowohl als staatstragendes zivilgesellschaftliches Engagement wie ârevolutionärer Bestrebungâ? Ob die Geschichte des Antifaschismus als eine des Scheiterns oder des Siegens wahrgenommen wird, hängt schlieĂlich nicht zuletzt mit der Idee zusammen, die Linke heute von ihrer eigenen Geschichte â und Zukunft â haben.