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Teach-in, veranstaltet von der Platypus Affiliated Society im Café C.I. - Club International in Wien am 11. Oktober 2019.

„In den 1980er Jahren verabschiedete sich eine ganze Generation Intellektueller im Zeichen der Postmoderne von jeglicher Utopie. Doch bereits zuvor war die Neue Linke in den 60er und 70er Jahren mit ihrer Rückkehr zu Marx gescheitert. Aus Sicht von Althusser inszenierten die Studenten weltweit 1968 eine „ideologische Revolte“. Sie revolutionierten den kulturellen Überbau, aber nicht die sozialen und politischen Verhältnisse. Er bemerkte damit das Ende der Neuen Linken, die sich dafür entschied, Politik gegen Protest einzutauschen. Das politische Scheitern der Neuen Linken 1968 ebnete sowohl der Post-Moderne als auch dem Post-Marxismus den Weg. Ihre historischen und intellektuellen Ursprünge kreuzen sich.“

Teach-In der Platypus Affiliated Society an der Universität Wien über die Revolution 1848 und Marxismus, Februar 14, 2019.

Zitate:

Was in diesen Niederlagen erlag, war nicht die Revolution. Es waren die vorrevolutionären traditionellen Anhängsel, Resultate gesellschaftlicher Verhältnisse, die sich noch nicht zu scharfen Klassengegensätzen zugespitzt hatten - Personen, Illusionen, Vorstellungen, Projekte, wovon die revolutionäre Partei vor der Februarrevolution nicht frei war, wovon nicht der Februarsieg, sondern nur eine Reihe von Niederlagen sie befreien konnte.

Mit einem Worte: Nicht in seinen unmittelbaren tragikomischen Errungenschaften brach sich der revolutionäre Fortschritt Bahn, sondern umgekehrt, in der Erzeugung einer geschlossenen, mächtigen Kontrerevolution, in der Erzeugung eines Gegners, durch dessen Bekämpfung erst die Umsturzpartei zu einer wirklich revolutionären Partei heranreifte.“ (11)

Karl Marx. 1850. Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850. In: MEW, Band 7, 9-107.

„Bürgerliche Revolutionen, wie die des achtzehnten Jahrhunderts, stürmen rascher von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Effekte überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefaßt, die Ekstase ist der Geist jedes Tages; aber sie sind kurzlebig, bald haben sie ihren Höhepunkt erreicht, und ein langer Katzenjammer erfaßt die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Drang- und Sturmperiode nüchtern sich aneignen lernt. Proletarische Revolutionen dagegen, wie die des neunzehnten Jahrhunderts, kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eignen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur nieder- zuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eignen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen:

Hic Rhodus, hic salta!

Hier ist die Rose, hier tanze!“ (118)

„Indem also die Bourgeoisie, was sie früher als "liberal" gefeiert, jetzt als "sozialistisch" verketzert, gesteht sie ein, daß ihr eignes Interesse gebietet, sie der Gefahr des Selbstregierens zu überheben, daß, um die Ruhe im Lande herzustellen, vor allem ihr Bourgeoisparlament zur Ruhe gebracht, um ihre gesellschaftliche Macht unversehrt zu erhalten, ihre politische Macht gebrochen werden müsse; daß die Privatbourgeois nur fortfahren können, die andern Klassen zu exploitieren und sich ungetrübt des Eigentums, der Familie, der Religion und der Ordnung zu erfreuen, unter der Bedingung, daß ihre Klasse neben den andern Klassen zu gleicher politischer Nichtigkeit verdammt werde; daß, um ihren Beutel zu retten, die Krone ihr abgeschlagen und das Schwert, das sie beschützen solle, zugleich als Damoklesschwert über ihr eignes Haupt gehängt werden müsse.“ (154)

Karl Marx. 1851/52. Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. In: MEW, Band 8, 111-207.

„In Wirklichkeit war [das 2. Kaisertum] die einzige mögliche Regierungsform zu einer Zeit, wo die Bourgeoisie die Fähigkeit, die Nation zu beherrschen, schon verloren und wo die Arbeiterklasse diese Fähigkeit noch nicht erworben hatte.“ (337f.)

Karl Marx. 1871. Der Bürgerkrieg in Frankreich. In: MEW, Band 17, 313-365.

„Die Geschichte wiederholt sich nicht. Wie oft man auch die russische Revolution mit der Großen Französischen Revolution vergleichen mag, die eine wird dadurch noch lange nicht eine bloße Wiederholung der zweiten. Das 19. Jahrhundert ist nicht umsonst vergangen.

Schon das Jahr 1848 stellt einen riesigen Unterschied gegenüber 1789 dar. Im Vergleich zur Großen Revolution überraschten die preußische oder österreichische durch ihre Schwunglosigkeit. Sie kamen einerseits zu früh, andererseits zu spät. Die gigantische Kraftanstrengung, die die bürgerliche Gesellschaft braucht, um radikal mit den Herren der Vergangenheit abzurechnen, kann nur entweder durch die machtvolle Einheit der ganzen Nation, die sich gegen den feudalen Despotismus erhebt, oder durch eine mächtige Entwicklung des Klassenkampfes innerhalb dieser sich emanzipierenden Nation erreicht werden. Im ersten Fall, der zwischen 1789 und 1793 gegeben war, wird die durch den schrecklichen Widerstand der alten Ordnung konzentrierte nationale Energie im Kampf gegen die Reaktion völlig verbraucht. Im zweiten Fall, der bisher in der Geschichte noch nicht da gewesen ist und den wir lediglich als Möglichkeit erwägen, wird das Maß an Energie, das zum Sieg über die dunklen Mächte der Vergangenheit notwendig ist, innerhalb der bürgerlichen Nation durch einen „strittigen“ Klassenkampf erzeugt. Die harten inneren Konflikte, die einen Großteil der Energie verschlingen und der Bourgeoisie die Möglichkeit rauben, die Hauptrolle zu spielen, stoßen ihren Antagonisten vorwärts, geben ihm in einem Monat die Erfahrungen von Jahrzehnten, stellen ihn an die vorderste Front und händigen ihm die straffgezogenen Zügel aus. Entschieden, keine Zweifel kennend, verleiht er den Ereignissen einen mächtigen Schwung.

Entweder eine Nation, die sich wie ein zum Sprung ansetzender Löwe zu einem Ganzen zusammenzieht, oder eine Nation, die sich im Prozeß des Kampfes endgültig gespalten hat, um ihren besten Teil für die Erfüllung der Aufgabe freizumachen, für die das Ganze nicht mehr Kraft genug hat. Dies sind zwei entgegengesetzte Typen, die sich in ihrer reinen Form natürlich nur theoretisch gegenüberstellen lassen.

Ein Mittelweg ist hier wie in so vielen anderen Fällen, das allerschlimmste; auf diesem Mittelweg befand sich das Jahr 1848.“

Leon Trotzki. 1906. Ergebnisse und Perspektiven.

„Parteigenossen, wir stehen also heute, wie ich schon erwähnt habe, geführt durch den Gang der historischen Dialektik und bereichert um die ganze inzwischen zurückgelegte 70jährige kapitalistische Entwicklung, wieder an der Stelle, wo Marx und Engels 1848 standen, als sie zum erstenmal das Banner des internationalen Sozialismus aufrollten. Damals glaubte man, als man die Irrtümer, die Illusionen des Jahres 1848 revidierte, nun habe das Proletariat noch eine unendlich weite Strecke Wegs vor sich, bis der Sozialismus zur Wirklichkeit werden könnte. Natürlich, ernste Theoretiker haben sich nie damit abgegeben, irgendwelchen Termin für den Zusammenbruch des Kapitalismus als verpflichtend und sicher anzugeben; aber ungefähr dachte man sich die
Strecke noch sehr lang, […]. Nun, jetzt können wir ja die Rechnung zusammenfassen. War es nicht im Vergleich zu der Entwicklung der einstigen Klassenkämpfe ein sehr kurzer Zeitabschnitt? 70 Jahre der großkapitalistischen Entwicklung haben genügt, um uns so weit zu bringen, daß wir heute Ernst damit machen können, den Kapitalismus aus der Welt zu schaffen. Ja noch mehr. Wir sind heutzutage nicht nur in der Lage, diese Aufgabe zu lösen, sie ist nicht bloß unsere Pflicht gegenüber dem Proletariat, sondern ihre Lösung ist heute überhaupt die einzige Rettung für den Bestand der menschlichen Gesellschaft.“

Rosa Luxemburg. 1918. Unser Programm und die politische Situation.

Seit einem halben Jahrhundert kennzeichnet 1968 einen Meilenstein sozialer und politischer Umbrüche – ein Jahr sozialer Aufstände, die die ganze Welt umspannten. Eingeleitet von einer Neuen Linken, welche sich von der Alten Linken der 20er und 30er abzugrenzen suchte, legten die Ereignisse von 1968 den Grundstein für alles Folgende: von Protestpolitik bis hin zur akademischen Linken.

Heute, da die Vereinigten Staaten in einem scheinbar endlosen Krieg in Asien verwickelt sind, der Aufruf zur Amtsenthebung eines unbeliebten Präsidenten laut wird, und sich auf den Straßen Aktivisten um Forderungen nach Befreiung hinsichtlich Herkunft, Gender und Sexualität zum Kampf erheben, treten Ansprüche, in denen sich der politische Horizont von 1968 widerspiegelt, in Erinnerung. Mit möglicherweise nie dagewesener Dringlichkeit müssen wir die Frage stellen: Welche Lehren sind aus der Neuen Linken zu ziehen, wenn eine andere Generation an den Aufbau einer Linken des 21. Jahrhunderts herantreten soll?

Es diskutieren:
Helmut Dahmer, Soziologe und Publizist (https://platypus1917.org/2015/10/12/trotsky-frankfurt-school)
Michael Genner, langjähriger Aktivist und Organisator von politischem Wiederstand. Aktiv bei „Asyl in Not”
Gáspár Miklós Tamás, Philosoph, vielseitiges politisches Engagement in Ungarn

Moderation:
Sebastian Vetter, Platypus Affiliated Society

Wo?
Gußhausstraße 14, 1040 Wien, Österreich
Wir danken der KPÖ herzlich für die Bereitstellung der Räume.

Wann? 29.10.2018, 19:00

Facebook-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/338195926740181/?active_tab=discussion

Es wird einen breiten Rahmen für Publikumsfragen geben. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und später online gestellt.

Eine Podiumsdiskussion, veranstaltet von der Platypus Affiliated Society im Amerlinghaus in Wien am 11. Juli 2018.

Podium:

Christian Hofmann (Bundesjugendsekretär in der GPA-djp)
Michael Fischer
Michael Märzen (Arbeiter*innenstandpunkt, Liga für die 5. Internationale)
Martin Gutlederer (Der Funke, Internationale Marxistische Tendenz)

Im Lichte der aktuellen öffentlichen Debatte über den 12-Stunden-Arbeitstag diskutieren wir über das Verhältnis der Linken zur Politik der Arbeit. Wie hat linke Politik der Arbeit in der Vergangenheit ausgesehen, welche politischen Ziele verfolgt Politik der Arbeit in der Gegenwart und welches Potential für die Linke steckt darin?

Eine Podiumsdiskussion, veranstaltet von der Platypus Affiliated Society an der Universität Wien am 14. Dezember 2017.

Podium: 

Franz Schandl (Redaktion Streifzüge)
Emmanuel Tomaselli (Der Funke) 
Michael Märzen (Gruppe Arbeiter*innenstandpunkt)
Tobias Schweiger (KPÖ PLUS)
Philipp Eichhorn

Im 20. Jahrhundert tauchte immer wieder die Erinnerung an 1917 auf. Ob die Volksfront der '30er, die Kommunistische Revolution in China 1949 oder die Neue Linke der '60er, die Linke hat versucht sich – ob positiv oder negativ – im Verhältnis zu den Zielen und Ergebnissen von 1917 zu verstehen. Jedoch hat sich seit 1917 das revolutionäre Bewusstsein seiner primären Akteure in verschiedene Oppositionen aufgelöst: Stalinismus und Trotzkismus sehen sich gleichermaßen als das legitime Erbe des Bolschewismus; das Prinzip des Liberalismus steht heute in Opposition zum Prinzip des Sozialismus; Libertarismus wird gegen Autoritarismus ausgespielt; der machiavellistische Lenin gegen die Cassandra der Revolution Luxemburg; der revolutionäre Wille der Zwecke, die die Mittel heiligen gegen die prinzipiellen emanzipatorischen Methoden und die Tugend der praktischen Niederlage. Gleichzeitig wurde die Vergeblichkeit sowohl von Lenins als auch Luxemburgs Politik naturalisiert: es wird stillschweigend vorausgesetzt, dass weder das, was Lenin noch das, was Luxemburg zu erreichen versuchten, tatsächlich erreichbar war – weder in ihrer Zeit noch in unserer. Die Prämissen der Revolution selbst stehen in Frage: sind die Formen bürgerlicher Gesellschaft wie Staat, Politik, Arbeit und Kapital überhaupt noch aktuell und damit Widersprüche, die über sich hinausweisen und das Potential ihrer eigenen Überwindung bergen?

  1. Wie hat sich die Erinnerung an 1917 im Laufe des 20. Jahrhunderts verändert?
  2. Warum scheint die Erinnerung an 1917 in Oppositionen zerfallen zu sein?
  3. Stellt uns die Erinnerung an 1917 heute noch Aufgaben und wenn ja in welcher Hinsicht?
  4. Inwiefern ist 1917 ein wichtiger Bezugspunkt für die Kämpfe der Gegenwart und inwiefern bietet die Gegenwart ein Potential zur Verwirklichung der Ziele von 1917?