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Was waren die Antideutschen (Teil 2)

Ausgabe #35 | Januar-August 2025

Am 2. August 2024 veranstaltete die Platypus Affiliated Society eine Podiumsdiskussion mit Detlef zum Winkel (Autor), Justus WertmĂŒller (Redaktion Bahamas), Jan Sander (Platypus Affiliated Society) und Jan Kalk (Gesellschaft fĂŒr kritische Bildung) an der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin zum Thema: Was waren die Antideutschen?

Es folgt ein ediertes und gekĂŒrztes Transkript der Veranstaltung, die unter https://www.youtube.com/watch?v=sPbT71IExIw vollstĂ€ndig angehört werden kann. Aufgrund der beschrĂ€nkten Zeichenzahl der deutschsprachigen Platypus Review in Print wird das Transkript dort in zwei Teilen veröffentlicht. Im Folgenden wird der zweite Teil mit der Fragerunde zu lesen sein. Die Eingangsstatements und die anschließende Antwortrunde der Diskutanten sind in der Ausgabe 34 der deutschsprachigen Platypus Review (November/Dezember 2024) veröffentlicht worden.

Editorische Anmerkungen sind durch eckige Klammern gekennzeichnet. Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum sind kursiv formatiert. Zwischenrufe aus dem Publikum sind kursiv gesetzt und mit eckigen Klammern versehen.

FRAGERUNDE

Ich habe eine VerstĂ€ndnisfrage an Detlef: Du hattest in deinem Beitrag darĂŒber gesprochen, dass der Irakkrieg der Wendepunkt war, der in der antideutschen Bewegung dazu gefĂŒhrt hat, dass das Existenzrecht Israels einer der Hauptpunkte wurde. Mir ist nicht klar, was genau das heißt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Antideutschen zu dem Zeitpunkt ihres Entstehens, wie du auch selber meintest, eine der letzten noch historisch bewussten Antworten auf die Regression der Linken waren. Wie ist es dann dazu gekommen, dass wir auf einmal nur noch ĂŒber das Existenzrecht Israels sprechen? Kannst du das ausfĂŒhren?

DzW: Ich habe das Ganze sehr kurz dargestellt. Erstens gab es den klassisch antisemitischen Reflex von Saddam Hussein, der als selbstverstĂ€ndlich vorausgesetzt hat, dass man Israel angreifen muss, wenn man in einen Konflikt mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten gerĂ€t. Zweitens verfĂŒgte der Irak zu dieser Zeit ĂŒber Massenvernichtungswaffen, insbesondere Chemiewaffen, die auch tatsĂ€chlich eingesetzt wurden, zum Beispiel gegen aufstĂ€ndische Kurden, was zu 5.000 toten Zivilisten fĂŒhrte. Diese Chemiewaffen wurden mithilfe von deutschen Ingenieuren und deutschen Firmen hergestellt. Saddam Hussein drohte damit, dieses mit deutscher Hilfe produzierte Giftgas gegen Israel einzusetzen – das konnte man nicht einfach als AlltĂ€glichkeit abtun. In Israel verteilte man ĂŒberall Gasmasken, die ironischerweise oft auch in Deutschland hergestellt wurden. Das brachte viele Israelis an den Rand des Wahnsinns: Sie fĂŒhlten sich von deutschem Giftgas bedroht und mussten sich mit deutschen Gasmasken schĂŒtzen. Das war der Hintergrund, vor dem die linke Debatte stattfand. Die meisten Linken sagten damals: „Der Irak ist ein kleines Land, das seine Ressourcen verteidigt.“ Es war ihnen auch egal, dass der Irak Kuwait annektiert hatte. Hauptsache, es ging gegen die USA – die Supermacht, die den gesamten Ölhandel kontrollierte und die Preise diktierte. Daher waren viele Linke auf der Seite des Iraks. Diese Haltung findet sich leider heute noch in der Friedensbewegung und wird oft völlig zu Unrecht gegenĂŒber dem Iran angewendet. Denn wenn es so weitergeht, wird der Iran bald eine Atommacht sein.

JK: Wenn die Linke eine Daseinsberechtigung hĂ€tte, dann als Instanz, die der Vernunft verpflichtet ist. Diese Vernunft wĂŒrde moralisch dazu fĂŒhren, dass man sich Israel verpflichtet fĂŒhlt. Wenn die Linke das nicht tut, dann hat sie den Anspruch des Universalismus aufgegeben und ist eben keine Linke mehr – falls man den Begriff nach dem, was Justus gerade aufgezĂ€hlt hat, ĂŒberhaupt noch verwenden kann.

JW: Die hervorragenden Fehler oder tollen Sachen, die die Komintern oder weiß der Teufel irgendwann gemacht hat, sind zum Thema Antiimperialismus nicht wichtig. Antiimperialismus ist ein originĂ€res Produkt der Neuen Linken, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und auf die Kooperation mit den kĂ€mpfenden Völkern setzte – ob maoistisch oder wie auch immer. Antiimperialismus hat sich weit entfernt von leninistischen und sonstigen FragwĂŒrdigkeiten. Damit hier nicht der Eindruck entsteht, es wĂ€re irgendetwas an den Bolschewiki zu retten. Erstens: Die Geschichte schreiben die Sieger. Die Bolschewiki haben es hervorragend verstanden, ihre Darstellung – auch durch Justizmorde ab den frĂŒhen 20er-Jahren – zu verbreiten. In Russland hat es kurz vor 1914 erhebliche linksliberale und sozialdemokratische KrĂ€fte gegeben, die nicht immer Schaum vor dem Mund hatten, sondern sogar gebildet waren. Es waren die Bolschewiki, die einen einigermaßen besseren Ausgang der Revolution 1905 durch ihre schwachsinnige Radikalisierung verhindert haben. Wer den BĂŒrgerkrieg angeht und wer systematisch auf Gorki statt Tschechow setzt, um es mal literarisch zu sagen – Tschechow war ein linksliberaler Reformer, und der Mann hatte Recht, er hasste die Radikalen –, wer auf die Bolschewiki statt auf die Menschewiki setzt und das hinterher auch noch begrĂŒndet, der wird natĂŒrlich nicht begreifen, dass das Hauptanliegen der Bolschewiki das Anzetteln eines BĂŒrgerkriegs war, in dem sich, wie gesagt, aus tausend Jahren Knechtung an jeder Ecke in diesem Land jede Sauerei geĂ€ußert hat. Diejenigen wegzutun, die berufen gewesen wĂ€ren, etwas Besseres zu tun – die Linksliberalen, die Sozialdemokraten, sehr, sehr viele Juden darunter: Das ist die Vorbereitung der Bolschewiki fĂŒr das Unheil, das sie angerichtet haben. Bitte lest das nach!

JS: Meine Kritik bezog sich nicht auf den Universalismus, sondern darauf, dass moralische Kategorien – und das ist eine Einsicht, auf die sich Marx und Hegel stĂŒtzen – nicht an den Weltlauf heranreichen. Die KomplexitĂ€t und WidersprĂŒchlichkeit der VerhĂ€ltnisse erlauben es nicht, die Welt einfach in Gut und Böse zu unterteilen: in fortschrittliche und nicht-völkische Staaten, die zu unterstĂŒtzen wĂ€ren, und solche, die es nicht sind. Es ist ein weltweites System, in dem verschiedene Rechte miteinander konkurrieren, eine Linke gibt es schlechterdings nicht. Ich halte es daher fĂŒr falsch, in diesen Konflikt der Rechten moralische Normen hineinzuinterpretieren, dieses Standpunkt-Denken weiterzufĂŒhren und sich auf eine Seite zu schlagen. Das fĂ€ngt an mit dem Wechselspiel von Islamismus und US-Imperialismus, was den Aufstieg der Hamas angeht. Es ist nicht einfach so zu deuten, dass sich die israelische Seite die ganze Zeit nur dem Wahren, Schönen, Guten verpflichtet hat. Es ist bekannt, dass die israelische Regierung ab den spĂ€ten 1970er-Jahren die VorgĂ€ngerorganisation der Hamas, die Muslimbruderschaft, und spĂ€ter auch die Hamas selbst, im internen FlĂŒgelkampf der PalĂ€stinenser gegen die Fatah gestĂŒtzt und damit ihren Aufstieg mitbegĂŒnstigt hat. Das heißt nicht, dass es da irgendeine Verschwörung gegeben habe, aber die Situation erlaubt einfach nicht, dass eine Linke sich plump auf die Seite irgendeiner Regierung schlagen könnte


JW: Auch nicht auf die israelische?

JS: Sie muss schon versuchen
 

JW: Auch nicht auf die israelische – ja, nein? 

JS: Nein.

JW: Ok, Yalla Intifada1, ich gehe.

[Justus WertmĂŒller verlĂ€sst das Podium]

JS: Wie gesagt, braucht die Linke ĂŒberhaupt gar keinen Standpunkt einzunehmen.

JW: [Aus dem Saal heraus] Wer hier sagt, man kann sich nicht auf eine Seite stellen, auch nicht auf die israelische, mit dem rede ich nicht – das ist aus, vorbei! Ich bin doch kein Leninist!

Moderator: Justus, wir hÀtten gerne, dass du noch weiter dabei bleibst.

JW: [Aus dem Saal heraus] Wer Israel nicht verteidigt, mit dem kann man nicht diskutieren.

[Justus WertmĂŒller verlĂ€sst den Saal]

Jan Sander, du hast gerade gesagt, dass wir uns als Linke nicht immer direkt auf eine Seite stellen sollen, sondern stattdessen beispielsweise erstmal analytisch checken sollten, was das mit uns zu tun hat, beispielsweise mit der Regression, mit dem Kapitalismus. Ich wĂŒrde grundsĂ€tzlich zustimmen, aber wie wĂŒrdest du dich zu dem Einwand Ă€ußern, dass Marx seinerzeit durchaus Partei ergriffen hat – beispielsweise im Krieg Frankreichs gegen Preußen oder im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Marx hat die ganze Zeit Position dazu bezogen und den Leuten gleichzeitig auch erklĂ€rt, was das mit den VerhĂ€ltnissen zu tun hat. Könntest du diese generelle Abstention ausfĂŒhren: Nur weil Israel oder auch die Ukraine keine perfekten kommunistischen Weltrepubliken sind, können wir dort keine Partei ergreifen. Warum denkst du, dass es gerade jetzt zweckfĂŒhrend ist, das nicht zu tun?

JS: Der Unterschied ist, dass es damals eine Linke gab und diese Konflikte eine Rolle in der revolutionÀren Strategie gespielt haben. GegenwÀrtig gibt es einfach keine Linke und in diesen internationalen Konflikten erscheint deswegen auch kein progressiver Beitrag zum Aufbau einer solchen Linken. Das ist eine unpolitische Position, die versucht, wie Marcuse Ende der 40er-Jahre einmal gesagt hat, das Potenzial darauf zu bewahren, tatsÀchlich irgendwann eine politische Position einnehmen zu können.

Jan Kalk, du hast vorhin gesagt, dass du dich einerseits einer orthodoxen marxistischen Politik und Kritik verpflichtet siehst, aber andererseits glaubst, dass man den Liberalismus verteidigen sollte. Marx‘ Punkt war, dass das Projekt einer selbstbewussten Nation, die den Wohlstand der Nationen durch Handel verwirklicht, in der Krise ist. Die liberalen Ideale sind fĂŒr Marx durch den Kapitalismus unterminiert worden, weswegen sie nur durch eine sozialistische Revolution verwirklicht werden können. Glaubst du, dass sich irgendetwas daran geĂ€ndert hat, dass man Liberalismus jetzt anders verteidigen kann, ohne dass man sich in WidersprĂŒche verwickelt?

JK: NatĂŒrlich setzt sich die marxsche Kritik der politischen Ökonomie mit liberalen Vorstellungen anhand von Smith und Ricardo auseinander. FĂŒr Marx war klar, dass deren politische Ökonomie und auch die Ideen des Deutschen Idealismus nur durch eine soziale Revolution verwirklicht werden können. Das ist natĂŒrlich nach wie vor nicht falsch. Das Problem ist aber, dass die soziale Revolution weder in der Geschichte noch aktuell in greifbarer NĂ€he war oder ist – erst recht nicht bei den Bolschewiki. Ich frage mich auch wirklich, was das fĂŒr eine Vorstellung von einer Linken sein soll, die zu Israel schweigt und sich fĂŒr linke Regierungen einsetzt, die es nicht gibt – möchte man sich fĂŒr Pol Pot, möchte man sich fĂŒr den Angriff Chinas auf Pol Pot einsetzen?2

JS: Wer hat denn von linken Regierungen geredet?

JK: Du hattest gesagt, diese Regierungen sind rechts und deswegen möchtest du sie nicht unterstĂŒtzen. Möchtest du irgendwelche Linken in Israel unterstĂŒtzen?

JS: Die gibt es dort ja auch nicht.

DzW: NatĂŒrlich gibt es die!

JK: Du siehst also zu, wie Menschen abgeschlachtet werden, weil sie keine Linken sind? ZurĂŒck zur Frage: Der Liberalismus ist nur unter der Bedingung schĂŒtzenswert, dass man sich bewusst ist, dass es sich um Residuen handelt. Das ist ein schwieriger Abwehrkampf, gleichzeitig hat man nichts anderes, erst recht nicht nach der Erfahrung des Nationalsozialismus.

DzW: Ich bin nicht ganz mit Marx‘ berĂŒhmtem Satz einverstanden: „Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verĂ€ndern.“3 Ich denke, es ist genauso wichtig, die Welt zu deuten und zu interpretieren, um sie zu verstehen. Es ist aber nicht so, dass es keine Handlungsmöglichkeiten mehr gibt. Mit der Art von Schlagworten, Provokationen und Polemik, die das Thema verfehlen und Eklats produzieren, kommt man nicht weiter. Angesichts der großen Demonstrationen gegen die AfD sieht man, dass es eine enorme Bereitschaft gibt, sich gegen negative gesellschaftliche Entwicklungen zu engagieren und sie zu beeinflussen. Es ist Unsinn, diese Demonstranten einfach zu diffamieren und ihnen Antisemitismus oder Vorurteile gegenĂŒber Israel vorzuwerfen – das kann nur von jemandem kommen, der an solchen Demonstrationen nicht teilgenommen hat. Die Menschen warten darauf, dass man produktiv mitarbeitet, sei es bei „Omas gegen Rechts“4 oder durch AktionsvorschlĂ€ge und Hilfestellungen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, uns an solchen Bewegungen zu beteiligen, nicht nur Ideologiekritik zu ĂŒben und selbst Ideologien zu produzieren. Wir mĂŒssen uns dort einklinken, wo es möglich ist, und etwas bewirken.

NatĂŒrlich gibt es in Israel eine starke linke und demokratische Opposition, die massiv demonstriert. Wenn man das hochrechnet und mit der Bevölkerungszahl vergleicht, sind das gewaltige Demonstrationen mit enormem Durchhaltevermögen. Das ist fĂŒr mich eine Orientierung und ich unterstĂŒtze sie auch finanziell.

JS: Ich frage mich, was fĂŒr eine Perspektive des Sozialismus damit gewonnen ist, wenn wir fĂŒr die Opposition oder gar fĂŒr die Regierung in Israel Partei ergreifen. Wie bereits angeschnitten, existiert die Linke nicht erst seit gestern, sondern hat schon eine ganz schöne Strecke hinter sich. Sie wiederholt sich in ihren Protest- und Aktionsformen, ohne dass sie der Lösung der Probleme, die sie aufgreift, wirklich nĂ€her kommt. An der Stelle muss es auch solche Leute geben, die den Finger in die Wunde legen und diese Frage aufwerfen. Da lasse ich mich nicht getreu dem Motto, fĂŒr irgendwen das Schild hochhalten zu mĂŒssen, erpressen.

Es gab gerade den Einwand gegen die Parteinahme, dass die Israel Defense Forces (IDF) das schon machen und es uns da nicht braucht. In diesem GebĂ€ude der Humboldt-UniversitĂ€t gab es vor wenigen Monaten wilde antisemitische Schmierereien. Ein BĂŒro von jemandem, der als Antideutscher geoutet wurde, wurde mit dem Hamas-Blutdreieck beschmiert. Dieses Problem löst die IDF nicht. Justus WertmĂŒller trifft einen Punkt, wenn er auf die 8.000 BerufspalĂ€stinenser hinweist, die hier letzte Woche durchmarschiert sind und gegen die es keinen nennenswerten Protest gibt, den die emanzipatorische Linke auf die Beine stellen wĂŒrde – da nutzt die IDF auch nichts. Insofern kann ich auch WertmĂŒllers Empörung und seinen großen Abgang verstehen, auch wenn es gleichzeitig etwas peinlich ist, weil es eher der eigenen Gewissensberuhigung dient. Ich hĂ€tte es sinnvoller gefunden, das im Handgemenge5 auszudiskutieren. Es geht nicht darum, zu schauen, ob ich irgendwo eine linke Bewegung aufbauen kann – was ist das fĂŒr eine alberne Frage? Du hast doch selbst 20 Mal gesagt, dass es die nicht gibt. Es gibt niemanden, auf den man sich beziehen kann. Die Frage ist im Grunde ganz einfach: Unter welchen VerhĂ€ltnissen – so hĂŒndisch und elend sie auch immer sein mögen – kann ich mir ein einigermaßen wĂŒrdiges und selbstbestimmtes Leben eher vorstellen? Dass wir an diesem Abend in freier Diskussion zusammensitzen und nicht in Sibirien oder in Xinjiang im Knast sitzen, sobald wir diese Positionen öffentlich Ă€ußern – das ist ein Unterschied in der Sache. Den sollte man sich nicht abmarken lassen, indem man sich in Äquidistanz6 begibt. NatĂŒrlich ist die Parteinahme fĂŒr den Kommunismus eine moralische Sache. Es ist Blödsinn, das Gegenteil zu behaupten. Die Revolution soll sein und die VerhĂ€ltnisse, wie sie sind, sollen nicht sein. Das ist ein moralisches, normatives Urteil – ganz einfach.

JS: Du vergleichst Äpfel mit Birnen. In der einen Frage ging es darum, ob ich dazu aufrufen wĂŒrde, die israelische Regierung zu verteidigen. Das kann sie sehr gut selbst, dafĂŒr hat sie die IDF. Ob ich solidarisch bin, wenn Leute angegriffen oder deren BĂŒros angeschmiert werden, ist eine andere Frage. Das liegt in meinem Bereich und mein Verhalten – oder das meiner Gruppe – kann möglicherweise einen Unterschied machen. Es wĂŒrde eine ganz andere Diskussion erfordern als die abstrakte Diskussion, ob man fĂŒr oder gegen Israel ist, um hier einzugreifen. Dasselbe gilt fĂŒr eine Demonstration, wobei mir hier nicht klar ist, was du gegen diese Demonstrationen ausrichten möchtest. Du hast Recht, dass es sich um einen Unterschied handelt, ob man in einem sibirischen Knast sitzt oder in Freiheit ist. Die Aufgabe einer Linken bleibt aus meiner Perspektive aber dieselbe. In beiden Situationen mĂŒsste es darum gehen, dass die Linke am Aufbau einer sozialistischen Partei mitwirkt und versucht, ihrem Ziel nĂ€her zu kommen.

Schade, dass der Adressat gegangen ist, aber ich habe zwei kurze, ziemlich blutrĂŒnstige Zitate vorbereitet:

Was bedeuten schon ein paar verlorene Menschenleben in ein oder zwei Jahrhunderten? Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen aufgefrischt werden. Das ist sein natĂŒrlicher DĂŒnger.7

Und, von derselben Person:

Meine eigenen GefĂŒhle sind zutiefst verwundet worden durch einige der MĂ€rtyrer dieser Sache. Doch ehe sie hĂ€tte scheitern sollen, hĂ€tte ich lieber gesehen, dass die halbe Erde verwĂŒstet wird. WĂ€ren in jedem Land nur ein Adam und eine Eva ĂŒbriggeblieben – und frei –, so wĂ€re das besser, als es jetzt ist.8

Dieser blutrĂŒnstige Bastard, der das gesagt hat, ist Thomas Jefferson, einer der GrĂŒndervĂ€ter des Gemeinwesens, auf das sich Justus WertmĂŒller positiv bezieht, nĂ€mlich die Amerikanische Republik. Mit seiner ganzen Hysterie rund um haufenweise Leichenberge – die ganze Zivilisationsgeschichte – fĂ€llt er sogar hinter die Leute zurĂŒck, die einen blutigen Befreiungskrieg gefĂŒhrt haben. Life, Liberty and the Pursuit of Happiness – dafĂŒr hat es sich gelohnt. Den Mythos, dass eine liberale Entwicklung in Russland möglich gewesen wĂ€re, hat der Historiker Leopold Haimson in seinem Paper „Problem of Social Stability in Urban Russia, 1905–1917“9 bereits in den 60er-Jahren endgĂŒltig widerlegt. Kein Historiker nimmt die Fantasie ernst, dass man einen Konstitutionalismus im Zarenreich hĂ€tte aufbauen können.

Jan Sander, du hast mehrmals zu deiner Aussage Stellung beziehen mĂŒssen, dass du dich nicht vor den moralischen Karren spannen lassen möchtest. Ich werde trotzdem das GefĂŒhl nicht los, dass – obwohl ich gegen einen moralischen Approach bin – du eine Art Äquidistanz aufbaust, die das Spezifikum einer deutschen Linken mit ihrer spezifischen Vergangenheit irgendwie wegrasiert. Wir sind hier fast alle Nazienkel. Die Linke beschĂ€ftigt sich immer noch zu wenig mit dem Antisemitismus und mit der Frage, welche spezifische historische Verantwortung wir als deutsche Linke deswegen haben. Mir tut es wirklich weh, wenn wir hier so darĂŒber sprechen, als sei das „irgendwie frĂŒher“ und „mal ein kleiner Zivilisationsbruch“ gewesen.10 Das schwingt bei mir mit, wenn man darĂŒber hinwegsieht und sagt, man will sich nicht vor den moralischen Karren spannen. Wir haben diese spezifische Verantwortung. Ich kann aus keiner Perspektive sprechen, die die spezifische Vergangenheit meiner Großeltern und den dort begangenen Zivilisationsbruch nicht beachtet und die eine Äquidistanz zu dem herstellt, was gerade propalĂ€stinensische Seiten versuchen. DiesbezĂŒglich wĂ€re in der Diskussion mehr SensibilitĂ€t angebracht.

JS: Das sind wieder verschiedene Sachen. Das eine ist eine sehr spezifische linke Strategie, die, wie gesagt, aus den 20er- und 30er-Jahren kommt, wobei es darum geht, Unterschiede zwischen verschiedenen nationalen Regimen fĂŒr die politische Strategie auszumachen, die dann angeblich zum Sozialismus fĂŒhren soll. Diese Auseinandersetzungen haben die GegensĂ€tze zwischen einer antifaschistischen und einer antiimperialistischen Orientierung hervorgebracht. Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Umgruppierungen anhand der WechselfĂ€lle, in welchen der Kapitalismus diese Regime hervorgebracht hat. Die Strömung, aus der Justus kommt, war zuerst israelkritisch und hat sich dann umorientiert, aber das Grundschema dahinter – die Aufteilung in verschiedene LĂ€nder und verschiedene Regime, die es etwa zu bekĂ€mpfen oder zu unterstĂŒtzen gelte – affirmiert auf einer tieferen Ebene das weltweite System der Nationalstaaten, das den Kapitalismus stĂŒtzt. Dagegen bin ich.

Aus der Geschichte der deutschen Linken und der deutschen Vergangenheit den Schluss zu ziehen, dass in diese Konflikte eingegriffen werden muss, ist ein weit hergeholter Schluss. Man kann auch Adornos „Elemente des Antisemitismus“ lesen, ohne sich solchen Argumenten herzugeben.11 Aus deiner Argumentation ließen sich auch noch ganz andere Schlussfolgerungen ziehen. Aus meiner Perspektive nutzen die Antideutschen – genauso wie ihr antiimperialistischer Gegenpart –, jeden Terrorakt, jeden Krieg weltweit, um darzustellen, dass sie die konsequenten KĂ€mpfer gegen Antisemitismus oder, auf der anderen Seite, gegen koloniale oder imperiale Beherrschung sind. DarĂŒber versuchen sie, Support fĂŒr ihre Position zu generieren – das finde ich missbrĂ€uchlich.

In der Vorbereitung auf diese Podiumsdiskussion habe ich viele historische Podien aus den letzten 30 Jahren gehört und mir die ganze Zeit gedacht: Das gibt’s doch nicht, dass der Titel dieser Veranstaltung „Was waren die Antideutschen?“ lautet. Ihr habt alle drei in euren Eingangsstatements gesagt, dass da etwas schiefgelaufen ist. Jan Kalk, als du vor 10 Jahren durch die Antideutschen politisiert wurdest, stand – so habe ich dich verstanden – schon die Frage im Raum, ob das nicht eigentlich ĂŒberkommen ist. Jetzt sitzen wir hier, aber meinem GefĂŒhl nach hat sich nichts im SelbstverstĂ€ndnis geĂ€ndert. Könnt ihr in Bezug auf die letzten 30 Jahre darauf reflektieren, was ihr geschafft und was ihr nicht geschafft habt?

DzW: Dass die deutsche Einheit stattgefunden hat, kann den Eindruck erwecken, als hĂ€tten wir gar nichts bewirkt. Dass sie stattfinden wĂŒrde, war uns auch klar und war kein Anlass, unsere Anliegen zurĂŒckzuziehen. Wir haben sie weiter vertreten. Dann kam der Golfkrieg. Wir haben dazugelernt. Auch wenn man gesehen hat, dass wir an der Geschichte nichts Ă€ndern können, haben wir an der Verfasstheit der Linken nichts geĂ€ndert. Die Dinge liefen, wie sie liefen – wir haben heute Abend mehrere anschauliche Beispiele dafĂŒr erlebt. Es ist auch nicht aufgegangen, mithilfe einer antideutschen Fraktionierung ein anderes Milieu zu schaffen, das zumindest anders miteinander umgeht und auf einem qualitativ höheren Niveau diskutiert als frĂŒher die K-Gruppen, die Trotzkisten usw. Dennoch hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren ergeben, dass das Gedankengut der Antideutschen in diese Gesellschaft eingesickert ist. Den Antideutschen ging es nie darum, eine Zwei- oder Drei-Prozent-Partei zu werden oder einen SchriftfĂŒhrer zu wĂ€hlen, sondern darum, bestimmte Ideen zu platzieren.

Die Beispiele, die Justus genannt hat, sind nicht ganz falsch. Es gibt auch Leute, mit denen wir wirklich wenig zu tun haben, die sich auf einmal als antideutsch bezeichnen, weil sie das schick finden – aber das bedeutet, dass die ganze Sache nicht völlig wirkungslos geblieben ist.

Heute sitzt ihr als eine neue Generation von Linken hier und habt bestimmte Fragen und Erwartungen, die ich nicht erfĂŒllen kann. Ihr habt aber auch bestimmte Chancen: Ihr habt nicht das GepĂ€ck einer starken stalinistischen Linken; ihr habt auch nicht die Hypothek der Irrungen, die es bei den K-Gruppen gegeben hat (wobei sich Justus die Freiheit nahm, alles durcheinander zu mischen: Der Kommunistische Bund Westdeutschlands mit seinem Kambodscha-Besuch ist praktisch das Gleiche wie die antifaschistischen BemĂŒhungen des KB Nord – alles eine Blutspur –, das ist wirklich eine ideologische Auseinandersetzung, die uns nicht weiterbringt).12 Die Frage, ob es eine Linke gibt oder nicht, liegt in euren HĂ€nden. Ihr mĂŒsst nicht alles neu erfinden, aber ihr könnt vieles in den bestehenden Organisationen anders und besser machen, beispielsweise in den Gewerkschaften. Das ist natĂŒrlich eine Sisyphusaufgabe, aber ich habe es auch ĂŒberlebt. Es gibt außerdem immerhin die Linkspartei, die Sahra Wagenknecht verlassen hat und jetzt nach einer neuen Orientierung sucht, was nicht komplett uninteressant ist. Und es gibt auf Landes- und regionaler Ebene eine Menge von linken AnsĂ€tzen und Initiativen, die auf eure ErgĂ€nzung warten.

JK: Eine Bilanzziehung ist deswegen eine sehr merkwĂŒrdige Angelegenheit, weil der Gegenstand der Kritik weiterhin besteht. Gleichzeitig zeugt es von Hybris zu denken, dass eine antideutsche oder materialistische Gesellschaftskritik allzu viel verĂ€ndern könnte. Der einzige Erfolg besteht vielleicht darin, anderen Menschen in diesen VerhĂ€ltnissen ein paar Gedanken vermittelt zu haben, sich nicht komplett von dieser Gegenwart kaputt machen zu lassen und nicht in irgendwelche Wahnvorstellungen zu verfallen, man könnte sich durch die GrĂŒndung einer Partei von allem anderen fernhalten.

Könnte das Podium noch etwas zu diesen 8.000 BerufspalĂ€stinensern im Rahmen des teilweise als völkisch-nationalistisch wahrgenommenen Protests sagen, der sich geriert, als ob hier die Reaktion im linken Gewand auftritt? Man hat das GefĂŒhl, dass sich die Linke bei diesem Thema wegduckt und sich daran die HĂ€nde nicht schmutzig machen möchte.

JS: Was ist damit gewonnen, wenn ich dazu etwas sage? Was stellst du dir vor?

Das Thema hat mit den AnschlĂ€gen des 7. Oktobers 2023 zu tun und die Linke positioniert sich dazu antisemitisch. Das Thema wird weggewischt und wir hatten vor der TĂŒr hier auch eine Demonstration.

JS: Dieses Thema hatte Jan schon aufgeworfen. Dem liegt die Frage zu Grunde, ob die Linke ĂŒberhaupt ein Objekt der Kritik ist. Klar kann man den Leuten Antisemitismus attestieren – das wird wahrscheinlich stimmen, das habe ich auch schon erlebt. Aber was ist deine Vorstellung davon, wohin das Ganze fĂŒhren soll? Die Antideutschen gibt es auf der deutschen Linken schon seit 30 Jahren. Der Ausgangspunkt meines Eingangsstatements war eine Grabrede auf die Antideutschen: Dieses ganze Projekt ist mit Ach und Krach gescheitert. Damit stellt sich fĂŒr mich die Frage, ob wir ewig in dieser Wiederholung eines Todes der Linken nach dem anderen weiterleben wollen? Was wĂ€re notwendig, um ein Projekt zu schaffen, das ĂŒber diese ewige regressive Wiederholung hinausweisen wĂŒrde? Insofern wĂŒrde ich die Frage zurĂŒckgeben.

DzW: Ich bin der Meinung, dass eine – wie ich gelesen habe – feministische Demonstration in dieser GrĂ¶ĂŸe einer ganz klaren Antwort bedarf. Da kann man nicht die HĂ€nde in den Schoß legen und sagen: „Das geht mich nichts an.“ Es waren wohl keine 8.000 Antisemitinnen und Antisemiten, sondern auch Leute, die meinen, aus humanitĂ€ren GrĂŒnden auf der Seite der PalĂ€stinenser zu sein. Dazu muss man eine klare Gegenposition formulieren, sich zusammensetzen – im Rahmen des AStAs oder anderen Netzwerken – und versuchen, wenigstens einen Großteil der Demonstrantinnen und Demonstranten zur Besinnung zu bringen.

JK: Die Linke sollte sich als erstes gegen so eine Versammlung richten – was soll eine Linke ĂŒberhaupt machen, wenn sie dem nicht etwas entgegensetzen kann? Als Antwort darauf eine Partei aufzubauen und irgendwelche Produktionsmittel zu vergesellschaften, ist angesichts dieser VerhĂ€ltnisse ein komisches Hobby.

Meine Frage bezieht sich auf die Verwirrung der Jugend in der Gegenwart. Es scheint nicht wirklich klar zu sein, ob man sich in einer Wiederholung der 30er- oder der 90er-Jahre befindet oder in einer Mischung aus beidem. Meinem VerstĂ€ndnis nach haben die Antideutschen in den 90er-Jahren versucht, einen Sinn aus der Geschichte der Linken zu machen und in diese Tradition zu treten, indem kritisch die 30er-Jahre hinterfragt wurden. Gleichzeitig haben sie mit der Anerkennung, dass die 90er-Jahre anders als die 30er-Jahre waren, den Weg nach vorne gewiesen. Woher kommt die Verwirrung, dass junge Leute nicht wirklich wissen, ob die neue NSDAP oder der Neonazismus der 90er-Jahre die große Bedrohung ist? Inwiefern war das antideutsche Projekt hilfreich, die 30er- und 90er-Jahre fĂŒr die Generation zu klĂ€ren, die heute vor euch sitzt? Und wie sollte von hier aus weiter gegangen werden?

DzW: Das ist keine einfache Frage und ich möchte darauf keine einfache Antwort geben. Das, was wir in den 90er-Jahren gemacht haben, war in gewissem Sinne der Versuch eines linken oder kommunistischen Beitrags zur Erinnerungskultur – das vergisst man, wenn man von der Blutspur redet –: die Erinnerung an die Fehler der Kommunistischen Internationale, an den Hitler-Stalin-Pakt, letztlich auch an die Ermordung Trotzkis. Diese Erinnerungskultur war damals auf der deutschen Linken so gut wie gar nicht vorhanden. Durch die Frage der Nation, die Kritik an dem, was bis dahin proletarischer Internationalismus genannt wurde, und die Notwendigkeit, das zu einem Antinationalismus weiterzuentwickeln, wurde eine Menge von Schwachpunkten nicht nur der deutschen, sondern der internationalen kommunistischen Geschichte aufgearbeitet. Ich glaube, dass dieser Anstoß nicht ganz umsonst gewesen ist.

Eine Frage war, inwiefern die antideutsche Bewegung hilfreich war, um genau diesen Moment jetzt klÀren zu können?

DzW: Man muss sich nicht unter Wert verkaufen. Die antideutsche Bewegung war hilfreich, weil sie uns ermöglicht hat, die Entwicklung ein bisschen vorauszusehen. Deswegen haben wir eine gewisse AutoritĂ€t, wenn wir heute von Faschisierung reden, mit dem Finger auf Trump zeigen und darauf hinweisen, dass sich viele der amerikanischen Rechtsradikalen – beispielsweise die Turner-TagebĂŒcher – explizit auf den Nazismus beziehen. Irgendjemand muss das sagen und wir haben die LegitimitĂ€t dazu, ohne dass man uns gleich Antiamerikanismus vorwirft – obwohl Justus uns natĂŒrlich Antiamerikanismus vorwerfen wird, das ist klar.

JS: Ich wĂŒrde dir zumindest Feindlichkeit gegenĂŒber der Amerikanischen Revolution attestieren, wenn du Trump mit irgendwelchen deutschen Nationalsozialisten ĂŒber einen Kamm scherst. Die Demokraten schĂŒren diese Einstellung schon seit Langem. Seit Eisenhower ist jeder republikanische PrĂ€sidentschaftsanwĂ€rter als Faschist und jeder demokratische PrĂ€sidentschaftsanwĂ€rter als Sozialist tituliert worden. Beide ĂŒbertreiben und lĂŒgen offensichtlich. Um die VerhĂ€ltnisse zu verstehen, muss man schon ein bisschen mehr tun, als New York Times zu lesen und Clinton News Network zu schauen.

Ich finde es gut, dass jetzt doch noch jemand die Sache der Antideutschen vertritt. Ich bin der antideutschen Linken gegenĂŒber eigentlich sehr positiv eingestellt. Die Linie WertmĂŒller/ElsĂ€sser fand ich die Abart. Ich wĂŒrde den Veranstaltern anraten, das nĂ€chste Mal JĂŒrgen ElsĂ€sser einzuladen: Der bleibt nĂ€mlich, der geht nicht weg. Man sollte keine rechten Ideologen einladen, gegen solche Scheiße haben Antideutsche auch gekĂ€mpft. Wir in unserer autonomen Gruppe waren als Antideutsche erstmal gegen den deutschen Militarismus und den deutschen Nationalismus, nicht nur gegen Faschismus, sondern gegen Nationalismus. Dazu gehörte fĂŒr uns Lafontaine schon damals.13 NatĂŒrlich muss es heißen: gegen jeden Antisemitismus. Und das heißt natĂŒrlich auch, sich nicht mit irgendwelchen KonterrevolutionĂ€ren aus Russland gemein zu machen, die gegen die Judas-Kommune gehetzt haben. Das ist ein typisches Topos der Antisemiten gewesen – die bolschewistische Weltverschwörung, die hier im Grunde in neuer Form von einem Ex-Antideutschen dargeboten wurde. Uns war von Anfang an klar: Deutschland denken heißt Auschwitz denken und Deutschland denken heißt auch wieder Kriege fĂŒhren. Dieser neue Militarismus, diese sogenannte Zeitenwende, ist nicht erst seit Putin da – im Gegenteil, wir haben die deutsche Friedensbewegung dafĂŒr kritisiert, dass sie deutschnational war. Es ist aber nun Zeit, gegen den heutigen deutschen EU-Militarismus vorzugehen, und zwar nicht mit der deutschen Friedensbewegung, die jetzt wieder aufsteht, sondern mit Gruppen wie Rheinmetall Entwaffnen14, die erkannt haben, dass Krieg hier beginnt, die vor deutschen Konzernen protestieren und nicht irgendeine Geopolitik betreiben. Das ist auch eine Fortsetzung des antideutschen Kampfes.

Als Justus rausgegangen ist, musste ich natĂŒrlich an ein Adorno-Zitat denken: „Wer denkt, ist nicht wĂŒtend.“15 Ich möchte keine ĂŒble Nachrede betreiben, sondern zum Ausdruck bringen, was ich zum Titel „Was waren die Antideutschen?“ sagen wĂŒrde: Das Scheitern der Antideutschen. Ich finde, dass Detlef es sich etwas zu einfach macht, wenn er sagt, dass ihr Kulturkritik betreiben oder Meinungen platzieren wolltet. Thomas Ebermann, ein Genosse von dir, sagt so etwas wie: „HĂ€tte ich gewusst, dass das alles nicht klappt, hĂ€tte ich nicht jahrelang Finanzberichte gelesen, sondern hĂ€tte mich dem Hedonismus hingegeben.“ Jan Gerber, der von beiden Jans zitiert wurde, sagt: „Wir wollten die Linke rekonstituieren, also eine kommunistische Linke.“16 Ich befĂŒrchte, ich sehe bei vielen Ă€lteren Antideutschen, wie bei vielen Ă€lteren Leuten der Neuen Linken, eine Art spĂ€te Rationalisierung: „Wir wollten nur mehr Freiheiten, in Wohngemeinschaften leben, Frauenrechte usw.“ Aber das stimmt nicht, sie waren Kommunisten und sie wollten eine Kritik herantragen. Gerber macht auch den Punkt, dass die Antideutschen Teil der neoliberalen Modernisierung waren. Da musste ich an ein Zitat von Helmut Kohl denken: „Die Deutschen mĂŒssen mehr Bescheidenheit lernen.“ Auch das drĂŒcken die Antideutschen leider aus. Deswegen die Frage: Könnt ihr noch einmal versuchen, das Scheitern zu erklĂ€ren? Liegt es an zu viel Leninismus, worauf Jan Sander angesichts der K-Gruppen-KontinuitĂ€t hingewiesen hat? Oder liegt es an zu viel Antileninismus, an der Angst vor Partei und Masse, wie bei WertmĂŒller? Oder waren die Antideutschen von Grund auf zum Scheitern verurteilt? Die letzte Frage ist gerade auch an Jan Kalk gerichtet. Deine Aufgabe als Nachfolger der Antideutschen wĂ€re eine radikale Selbstkritik statt einer einfachen Nachbildung. Wo siehst du die Fehler?

JK: Ich habe diesen Punkt in meinem Eingangsstatement aufgenommen. Die radikale Zuspitzung des Materialismus ist damit konfrontiert, die befreite Gesellschaft zu wollen, aber sie aufgrund der VerhĂ€ltnisse nicht erreichen zu können. Mit diesem Punkt haben Leute, die mehr wollen, oft Probleme, und das sieht man im linken Alltag die ganze Zeit. Die Vorstellung, es gĂ€be aufgehĂ€ufte Probleme der Linken, aus denen man lernen mĂŒsse, ist sehr merkwĂŒrdig. Es klingt fĂŒr mich danach, als hĂ€tten wir nur konsequenter sein mĂŒssen, irgendjemand hĂ€tte keine Familie grĂŒnden und stattdessen den nĂ€chsten Artikel schreiben sollen oder die Leute hĂ€tten ein bisschen netter zueinander sein sollen – und dann wĂ€re alles gut gewesen. Wir leben in einer Gesellschaft des endlosen Endes des Kapitals, 150 Jahre Kommunistisches Manifest war ein Text der antideutschen Bewegung.17 Wenn man sich jetzt jedes Mal fragt: Warum hat es nicht geklappt mit dem Kommunismus? – dann macht man doch irgendetwas falsch.

[Warum macht man da etwas falsch?]

DzW: Dass Geschichte sich dialektisch entwickelt, ist eine Binsenweisheit. Nach den ersten Jahren der deutschen Einheit unter Kohl, die schlimm genug waren, kam die rot-grĂŒne Regierung. Es schienen andere Themen gesetzt und wer dann noch mit der Gefahr durch den Nationalismus anfing, wurde rasch isoliert oder konnte seine Thesen in irgendeiner linken Nische verbreiten. Gleichzeitig hat die rot-grĂŒne Regierung die Vokabel von den Heuschrecken in Gang gesetzt und der Antisemitismus ist den Umfragen nach zu urteilen enorm gewachsen.18 Er begab sich in das Kleid, Israel als Gefahr fĂŒr den Weltfrieden darzustellen – ein Stichwort von GĂŒnter Grass. So haben sich die Auseinandersetzungen verschoben. Von der Realisierung eines linken Großprojekts oder auch nur der Einheit der Linken waren wir doch immer wahnsinnig weit entfernt – ganz zu schweigen von einem neuen Programm oder einer neuen Massenbewegung. Wie Jan Kalk schon gesagt hat, kann man nicht erwarten, dass man zwei, drei gute Ideen hat und dann groß rauskommt – wer das will, ist bei der Linken falsch. Stattdessen muss man versuchen, die eigenen Überzeugungen von der RealitĂ€t mit der RealitĂ€t zu konfrontieren, notwendige Korrekturen vornehmen und dann zum richtigen Zeitpunkt wieder prĂ€sent sein. Ohne falsche Bescheidenheit wĂŒrde ich sagen, dass die Antideutschen nicht gĂ€nzlich ein Schlag ins Wasser gewesen sind. Sie waren ein Beitrag, heute die notwendige Abwehrfront gegen die weltweite Rechtsentwicklung zu formieren und neue Freunde dabei zu finden.

JS: Die Antideutschen waren einerseits zu sehr dem verhangen, was sie selbst als Leninismus verstanden, und haben die Praxis der 70er-Jahre mit anderem Inhalt fortgesetzt, also weiter ihr FĂ€hnchen auf der Landkarte gesetzt und zwischen vermeintlich progressiven, weil westlichen, und reaktionĂ€ren, weil islamistischen KrĂ€ften unterschieden, und anhand dieser Linien versucht, weiter ihre Polemik zu betreiben. Andererseits waren sie zu wenig leninistisch, weil sie, wie die Neue Linke insgesamt, das Ziel – den Aufbau einer sozialistischen Partei – aus den Augen verloren haben, um das so schematisch zu sagen.

Beide Jans haben in ihrem Eingangsstatement darĂŒber gesprochen, dass die Antideutschen angetreten sind, eine neue Linke zu rekonstituieren. Detlef hat gesagt, dass es schön ist, dass wir jetzt eine antifaschistische Bewegung haben und so viele Leute gegen die AfD auf die Straße gehen. Justus WertmĂŒller hat gesagt, dass die gesamte Linke am Staat hĂ€ngt. Hier vorne haben wir gehört, dass es keine Opposition oder eine Linke gibt, die in den queeren antisemitischen Mob intervenieren kann. Wo ist diese Linke nach 35 Jahren Antideutschen? Und, um es nochmal aufzugreifen: Was ist das Problem damit, sich nach einer Generation linken Aktivismus irgendwann zu fragen, wieso es mit dem Kommunismus nichts geworden ist?

JS: Ich habe bereits versucht, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Was Justus meint, ist, dass große Teile der Antideutschen von damals in den Staat integriert sind, und offensichtlich ein ganz anderer Ton gegenĂŒber palĂ€stinensischen Demos herrscht. Da kann man sich auf die Schultern klopfen und sagen, dass die Polizei heute ein bisschen hĂ€rter zuhaut als in der Vergangenheit. Ich weiß nicht, ob das eine Errungenschaft ist. Aber das ist, denke ich, tatsĂ€chlich das Resultat. Jan Gerber hat in seinem Artikel absolut recht: Die Antideutschen sind eine Modernisierungsbewegung.19 Sie haben sie mit ihren kulturellen Einstellungen teilweise durchgesetzt, natĂŒrlich mit einem anderen Gewicht als vorherige Generationen der Linken, die wesentlich stĂ€rker waren. Wir erleben eine sukzessive Abnahme der Integration von Generationen von Linken in ideologische Staatsapparate.

DzW: Du hast gesagt, dass ein linkes Projekt geplant war, das es nicht gegeben hat. Woran lag es? Das drĂ€ngt mich in die Position, mir doch noch Erfolge aus den Fingern zu saugen, um nicht ganz nackt dazustehen. Darauf möchte ich möglichst verzichten. Es gibt ein paar Zeitschriften und Autorinnen und Autoren, die im Sinne der Antideutschen argumentieren und diese Argumente weiterentwickeln. Das gilt auch fĂŒr Österreich, was ich wichtig finde, da es dort einen Sender gibt, der einen weiteren Anschluss Österreichs an Deutschland platzieren will.20 Und auch innerhalb der Labour Party gibt es offenbar eine linke Fraktion, die in der Auseinandersetzung mit Corbyn tatsĂ€chlich auch die IsraelsolidaritĂ€t fĂŒr sich entdeckt hat und Ă€hnlich argumentiert wie wir. Das feiere ich als Erfolg, so winzig das ist.

JK: Warum funktioniert diese Revolution nicht, warum scheitert die Linke? Diese Frage ist das GrĂŒndungsmoment der Art von Materialismus, den ich hier, wie zu Recht gesagt wurde, nachgebildet habe, weil ich ihn richtig finde. Das Scheitern der Revolutionstheorie wurde in den grĂ¶ĂŸten Teilen der Linken einfach abgespalten und als individuelle Verfehlung verstanden. In diesem Materialismus ist aufgehoben, die Bedeutung des Scheiterns der Revolution fĂŒr die Theorie selbst ernst zu nehmen. Das mĂŒssen wir tun, anstatt Scheiternsstrukturen in der Geschichte zu verorten. Genau aus diesem Materialismus entspringt die SolidaritĂ€t mit Israel und der moralische Imperativ, sich heute vor jĂŒdisches Leben zu stellen.

Mir tat es weh, zu sehen, dass Justus WertmĂŒller gegangen ist. Ich dachte mir: Er hat 30 Jahre lang versucht, die Linke zu verĂ€ndern, und er hĂ€lt es nicht aus, das Ergebnis zu sehen, das wir alle auch sind – er möchte dafĂŒr keine Verantwortung ĂŒbernehmen. Detlef, du sitzt noch hier und hĂ€ltst es irgendwie noch mit uns aus. Du hast den Sisyphus-Stein an uns weitergegeben. Jan Kalk, du hast in deinem Eingangsstatement gesagt, dass die AfD mit der Wiedervereinigung möglich geworden ist. Die Antideutschen haben versucht, in die Wiedervereinigung zu intervenieren. HĂ€tten die Antideutschen nicht eigentlich die AfD verhindern mĂŒssen? Mir ist noch nicht ganz klar, ob du dich heute noch als Antideutschen bezeichnen möchtest. Warum wĂŒrdest du heute noch Leute motivieren wollen, antideutsch zu sein? Jan Sander, du wiederum hast vielen Leuten im Raum Kopfschmerzen damit bereitet, dass du einen Horizont aufmachen wolltest von: Die Linke war mal etwas anderes, und Politik als Kunst des Möglichen scheint heute fĂŒr viele nur noch in Form von Israel möglich zu sein. Bruhn hat damals gesagt: Israel und der Kommunismus. Du möchtest Leute, glaube ich, nicht dazu bewegen, heute noch antideutsch zu sein. Möchtest du Leute noch dazu bewegen, Kommunisten zu sein?

JK: Der Begriff „antideutsch“ ist immer eher eine Fremdzuschreibung gewesen, die man vielleicht nicht abgewiesen hat, weil sie nicht das Schlechteste ausgedrĂŒckt hat. Dennoch wĂŒrde ich sagen, dass man heute als Kommunist gezwungen ist, eben genau diese Kritik zu ĂŒben. Man kann am Kommunismus als Bekenntnis festhalten, aber das Einstehen fĂŒr Israel ist gerade die kommunistische TĂ€tigkeit schlechthin. Ich habe aber zurĂŒckgewiesen, dass die AfD ein direktes Resultat der Wiedervereinigung ist. Die PhĂ€nomene 1992–1994 sind nicht identisch mit dem PhĂ€nomen der AfD.

DzW: Ich habe in den letzten 30 Jahren nicht Tag und Nacht an der antideutschen Politik gearbeitet. Ich will das auch niemandem empfehlen, weil es nicht wirklich antideutsch wÀre.

JS: Ich fand es auch schade, dass Justus gegangen ist. Es wird zum Teil auch an einer Aussage von mir gelegen haben, die ein bisschen zu scharf war, wobei ich schon ĂŒberrascht bin, wie empfindlich er reagiert hat. Ich möchte niemanden auf eine direkte Art und Weise dazu animieren, Kommunist zu sein. Aber ich möchte Fragen in den Raum stellen, die damit zusammenhĂ€ngen, weil es offenbar ein PhĂ€nomen ist und weitere Generationen sich damit beschĂ€ftigen. |P


1. Arabisch: „Auf zum Aufstand!“ Bezieht sich auf das Aufbegehren der PalĂ€stinenser gegen die israelische Besatzung oder den Staat Israel.

2. Saloth Sar (1925-1998), besser bekannt als Pol Pot, war ein FĂŒhrer der Roten Khmer, GeneralsekretĂ€r der Kommunistischen Partei Kampucheas von 1963 bis zu ihrer Auflösung 1981 und von 1976 bis zur vietnamesischen Invasion 1979 Regierungschef von Demokratisches Kampuchea. Die Roten Khmer wurden von China und dem Westen gegen Vietnam – den Stellvertreter Moskaus – bis Anfang der 90er Jahre militĂ€risch und politisch unterstĂŒtzt.

3. Karl Marx, „Thesen ĂŒber Feuerbach“, in Marx-Engels-Werke (MEW) III, hrsg. vom Institut fĂŒr Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Berlin: Dietz, 1978), 5-7, online abrufbar unter: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/1845/thesen/thesfeue-or.htm.

4. Omas gegen Rechts Deutschland e.V., gegrĂŒndet 2019, online Auftritt des Vereins: https://www.omas-gegen-rechts.org.

5. Eine Anspielung auf Karl Marx Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1843/44): „Die Kritik, die sich mit diesem Inhalt befaßt, ist die Kritik im Handgemenge, und im Handgemenge handelt es sich nicht darum, ob der Gegner ein edler, ebenbĂŒrtiger, ein interessanter Gegner ist, es handelt sich darum, ihn zu treffen. Es handelt sich darum, den Deutschen keinen Augenblick der SelbsttĂ€uschung und der Resignation zu gönnen.“ (Karl Marx, „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung“, in MEW I (Berlin: Dietz, 1976), 381). Hier sprichwörtlich verstanden als Kritik innerhalb eines in seiner Entstehung begriffenen Ereignis. Bei Marx: Die „deutsche Staats- und Rechtsphilosophie“.

6. Der Begriff und zugleich die Anschuldigung der „Äquidistanz“ ist unter Antideutschen gelĂ€ufig. Siehe bspw. Thunder in Paradise, „Perfidie des Allzumenschlichen. Äquidistanz heißt Kollaboration mit dem Judenhass“, Thunder in Paradise (29 Oktober 2023), online abrufbar unter: https://thunderinparadise.org/2023/10/29/perfidie-des-allzumenschlichen.

7. Thomas Jefferson an William Stephens Smith am 13. November 1787 , online abrufbar unter: https://founders.archives.gov/documents/Jefferson/01-12-02-0348.

8. Thomas Jefferson an William Short am 3. Januar 1793, online abrufbar unter: https://founders.archives.gov/documents/Jefferson/01-25-02-0016.

9. Leopold Haimson, „The Problem of Social Stability in Urban Russia, 1905–1917 (Part One),” Slavic Review 23, no. 4 (December 1964): 619-642.

10. Zum Gebrauch des Begriffs Zivilisationsbruch im Kontext der Dialektik der AufklÀrung und der Shoah: Dan Diner (Hrsg.), Zivilisationsbruch: Denken nach Auschwitz (Frankfurt am Main: Fischer, 1988).

11. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, „Elemente des Antisemitismus. Grenzen der AufklĂ€rung“, in Dialektik der AufklĂ€rung. Philosophische Fragmente (Frankfurt am Main: Fischer, 1994), 177-217.

12. Zum Besuch einer Delegation des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) in Demokratisch Kampuchea siehe bspw. die BroschĂŒre der Kommunistischen Volkszeitung: „Sofortiger Abzug der sowjetisch-vietnamesischen Invasionstruppen aus dem Demokratischen Kampuchea!“, herausgegeben vom Zentralen Komitee des KBW in Frankfurt (15.01.1979), online abrufbar unter: https://web.archive.org/web/20241207074403/https://www.mao-projekt.de/BRD/ORG/KBW/KBW_Kambodscha_19790115.shtml. Der Kommunistische Bund (KB) hingegen ging aus einer Minderheit der Jugendbewegung in Hamburg hervor, deren Mehrheit sich dem KBW anschloss, siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistischer_Bund. Rund um Justus WertmĂŒller, damals Mitglied im KB, entstand, nach dessen Auflösung im Jahr 1991, die Zeitschrift Bahamas.

13. Oskar Lafontaine ist ein deutscher Politiker im Ruhestand und derzeitiges Mitglied des BĂŒndnis Sahra Wagenknecht (BSW), das sich 2024 von der Linkspartei abgespalten hat. Lafontaine war Mitglied der SPD seit den 1960er Jahren und begleitete mehre hohe RegierungsĂ€mter fĂŒr die Sozialdemokraten. 1999 trat er, unzufrieden ĂŒber neoliberale Reformen, als Finanzminister der ersten Rot-GrĂŒnen Regierung zurĂŒck. Er verließ die SPD 2005 und war 2007 MitbegrĂŒnder der Linkspartei.

14. Online Auftritte des BĂŒndnis „Rheinmetall Entwaffnen: Gegen Waffenexporte, AufrĂŒstung und Krieg“: https://rheinmetallentwaffnen.org/.

15. „Wer denkt, ist in aller Kritik nicht wĂŒtend: Denken hat die Wut sublimiert“ (Theodor W. Adorno, „Resignation“ [1969], in Gesammelte Schriften X, herausgegeben von R. Tiedemann (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003), 794-799).

16.  Cf. Jan-Georg Gerber, „Die Antideutschen. Ein Nachruf“, Bahamas 94 (FrĂŒhjahr 2024): 72.

17.  Initiative Sozialistisches Forum, „Die Vernunft in der Geschichte. 150 Jahre Kommunistisches Manifest“, in Flugschriften gegen Deutschland und andere Scheußlichkeiten (Freiburg: ça ira, 2001), 117–126, online abrufbar unter: https://www.ca-ira.net/verein/jourfixe/jf-1998-1_vernunft-geschichte/.

18. DzW bezieht sich auf eine politische Auseinandersetzung in Deutschland im Jahr 2005 als der damalige Vorsitzende der SPD Franz MĂŒntefering die ökonomischen AktivitĂ€ten einiger Investoren mit einer Heuschreckenplage verglich. Siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Heuschreckendebatte.

19. Cf. Jan-Georg Gerber, „Die Antideutschen. Ein Nachruf“, Bahamas 94 (FrĂŒhjahr 2024).

20.  DzW meint möglicherweise den 2021 gegrĂŒndeten Sender „Alternatives UnabhĂ€ngiges Fernsehen, Kanal 1“ (AUF1) mit Sitz in Linz, online abrufbar unter: https://auf1.tv/.